Mauerstreifzug VII (A) - Vom Entenschnabel (Glienicke/Nordbahn) bis zum Checkpoint Qualitz (Lübars)



Radeln mit Michael Cramer (Bündnis90/Die Grünen) auf den Spuren der Berliner Mauer


Mauer (1), Schandmauer (2), Mauer der Schande (3), Blutmauer (4), Kerkermauer (5), Ulbrichtmauer (6), Gefängnismauer (7), „KZ-Mauer (8), Mordmauer (9)„KZ-Wand (10), Sperrwand eines Konzentrationslagers (11), GULag-Wall (12), SED-Mauer (13), Todeszone (14), Bolschewistische Mordgrenze (15), Kommunistische Sperrmauer (16)Klagemauer (17), Klowand (18), Sprüchewand (19), Sowjetschandmauer (20)

Die Neue Deutsche Wochenschau berichtete damals von den Ereignissen an der Sektorengrenze.

Der erste Wochenschaubeitrag zum Thema "Mauerbau: 13. August 1961" (NDW 603) wurde vollständig vom Berliner Kameramann Herbert Ernst gedreht.

 

Verboten: Berliner Mauerkunst - Eine Dokumentation von Ralf Gründer

Verboten BM siegel bm cover

 

Niemand hat die Absicht... - Eine Dokumentation von Ralf Gründer

niemand hat die absicht logo bm

 

Berliner Mauer in Zahlen (Stand: 30.12.1989)

Gesamtlänge der sowjetzonalen Sperranlage um Berlin (Westsektoren): 156,40 km*

Länge der innerstädtischen Sektorengrenze: 43,70 km

Länge der Zonengrenze zwischen Berlin (Westsektoren) und dem sowjetzonalen Umland (DDR): 112,70 km

vier maechte status von gross berlin 4 20120408 1068206010 vier maechte status von gross berlin 2 20120408 1154698824 vier maechte status von gross berlin 1 20120408 1830210825 vier maechte status von gross berlin 3 20120408 1537733005

 

Länge des Grenzsignalzauns: 175,77 km
Der vordere Sperrzaun hatte eine Ausbaulänge von: 171,17 km
Die Länge der Grenzmauer 75 betrug: 71,72 km
Die Grenzmauer in Plattenbauweise hatte eine Länge von: 59,00 km
Die Länge des Grenzzauns I mit Streckmetallbespannung hatte eine Ausbaulänge von: 70,45 km
Der Kolonnenweg diente den sogenannten „Grenztruppen zum schnellen Ortswechsel innerhalb ihres Handlungsbereichs und hatte eine Ausbaulänge von: 171,10 km
Der Kfz-Sperrgraben kam zum Einsatz auf: 79,40 km
Angaben zur Länge des Tunnelverhinderungsgrabens im Bereich der Heidelberger Straße liegen nicht vor.
Die hintere Grenzsignalanlage (GSA) „sicherte“ 291,60 km. Davon waren schon 140,30 km auf den GSSZ umgerüstet worden.

Blick vom (in Neukölln, West-Berlin stehenden) Aussichtspodest Treptower-/Ecke Heidelberger Straße über die Grenzsperranlagen Ostberlins entlang der Heidelberger Straße.

Die "Mauer" im Bereich der Heidelberger Straße. Foto: © Ralf Gründer ca. 1987

Die Hinterlandsicherung bestand aus 75,2 km Hinterlandmauer und 76,1 km Hinterlandzaun
Zur Führung der sogenannten „Posten″, Postenführer und „Alarmgruppen sowie anderen Grenztruppeneinheiten der DDR kamen auf 156,4 km „Antifaschistischen Schutzwall 33 Führungsstellen (FÜSt), 119 B-Türme (BT-9), 63 B-Türme (BT-11) und 18 Postenhäuser zum Einsatz.
Die Lichtanlage diente zur taghellen Ausleuchtung der Todeszone und hatte eine Ausbaulänge von: 160,60 km

Scharfgemachte Hunde wurden als mobile Sperrelemente missbraucht und sicherten auf 11,20 km in sogenannten Hundelaufanlagen die DDR

Das BERLIN HANDBUCH (1992) gibt weiterhin Folgendes an (20):

1.693 Fälle → Schussabgaben durch die sogenannten Grenztruppen der DDR
- 20 Projektile verursachten Personenschaden
- 436 Projektile verursachten Sachschaden in Berlin (West)

14 Fälle - Schussabgaben durch West-Berliner Schutzpolizei

3.221 Personen wurden am „Antifaschistischen Schutzwall″ von den sog. Grenztruppen der DDR festgenommen

5.043 Personen wurden von der Schutzpolizei (West-Berlin) als Flüchtlinge registriert
- 565 Personen flohen/desertierten aus den Reihen der „Bewaffneten Organe″ der DDR (Fahnenfluchten)

38.942 Flüchtlinge verließen die DDR (lt. Angabe des Durchgangsheims für Aussiedler und Zuwanderer)

80 SED-Opfer starben an der Mauer (Flüchtlinge, Fluchthelfer, West-Berliner)

- 60 Personen starben durch DDR-Schusswaffengebrauch
- 118 Personen wurden durch Schusswaffenanwendung verletzt

35 Anschläge erfolgten gegen die Mauer (Sprengstoff etc.) von Berlin (West) aus.

 

Das wichtigste Sperrelement des „Antifaschistischen Schutzwalls" war der sogenannte Grenzsoldat.

Der Minister für Nationale Verteidigung Armeegeneral Heinz Hoffmann gab die Parole aus: 

„Wer die Grenze nicht respektiert, bekommt die Kugel zu spüren. Und wenn wir schießen, dient das dem menschlichsten Ziel zu verhindern, dass in einem Krieg Deutsche gegen Deutsche schießen müssen!“

Quelle: Armeefilmstudio der NVA, Armeefilmschau, AFS 07/66 - 5.Jahrestag Mauerbau

Admiral Waldemar Verner definierte den Begriff „Gefechtsbereitschaft vor jungen Soldaten der NVA:

„Gefechtsbereit, liebe Genossen, ist der Grenzsoldat (...) dann, wenn er gewillt und auch in der Lage ist, die von ihm im Fahneneid geschworenen Pflichten treu und vorbildlich zu erfüllen, wenn er sich mit all seinen Fähigkeiten und seiner ganzen sozialistischen Persönlichkeit für das Vaterland einsetzt, wenn er über die bewusste Bereitschaft und Fähigkeit verfügt, auf den Feind auch zu schießen. Das heißt nichts anderes Genossen, Gefechtsbereitschaft ist die Summe all der Fähigkeiten und Eigenschaften, die der Armeeangehörige benötigt, den Sieg auf dem Gefechtsfeld zu erringen und den Gegner bedingungslos zu vernichten“

Quelle: Armeefilmstudio der NVA, Armeefilmschau, Signatur: AFS 03/67-1 - Gefechtsbereitschaft...

Bei Antritt zum Grenzdienst wurde jeder sogenannte Grenzsoldat „vergattert. Die Vergatterungsformel befindet sich hier:

→ Dokumente zur Geschichte der DDR / Grenztruppen / Vergatterung

Dieser Vergatterung übergeordnet waren Befehle (z. B. Befehl 101/61 - Die Aufgaben der Grenztruppen im Ausbildungsjahr 1962) und Dienstvorschriften (z. B. DV-30/10 - Vorschrift über die Organisation und Führung der Grenzsicherung in der Grenzkompanie), die vom sogenannten Ministerium für Verteidigung bis zum Grenzregiment herunter jährlich bzw. alle zwei Jahre neu herausgegeben wurden. Diese schriftlichen Mordbefehle trugen allesamt den Stempel „Streng geheim". Der einfache Soldat bekam dieses schriftliche Regelwerk allerdings nicht zu lesen. 

 

 

in arbeit ...

 

Erich Mielke sagte noch 1988 auf einer Dienstbesprechung: "...."

D. h., jeder sogenannte Grenzsoldat, vergattert und sozialistisch geschult war die perfekte Mordwaffe in der Hand der SED. Ohne das ihnen ein schriftlicher Befehl mit Unterschrift in die Hand gegeben wurde, schossen sie an der Sektoren- und Zonengrenze ihre Opfer erbarmungslos nieder und wer die Schüsse überlebte, wurde ohne medizinische Notversorgung so lange liegen gelassen, bis lebensrettende Maßnahmen nicht mehr möglich waren und nur noch der Tod diagnostiziert werden konnte.

Ein Offizier der sogenannten Grenztruppen definierte als wichtigste Eigenschaft des Grenzsoldaten die absolute Wachsamkeit"

D.h., kein Anzeichen einer Flucht durfte übersehen und jeder entdeckte Flüchtling musste erbarmungslos „vernichtet″ werden.

Opfer dieser „doppelten Grenzmorde" wurden z. B.

Peter Fechter: 17. August 1962 [LINK]

Silvio Proksch: ....

Michael-Horst Schmidt: 30. November 1984

Hans Dieter Wesa:

Alle weiteren Elemente des „Antifaschistischen Schutzwalls", einschließlich von Bodenminen und Selbstschussanlagen, waren ohne den Schießbefehl (Schusswaffengebrauchsbestimmung) lediglich teure Makulatur.

Egon Bahr sagte in einer TV-Sendung ... folgendes:

„Würde die DDR den Schießbefehl aufheben, wären am nächsten Tag alle Leitern in der DDR ausverkauft".

Ein Offizier der sogenannten Grenztruppen der DDR beschrieb die Funktionen von mobilen und stationären Sperren wie folgt:

„..........".

Die DDR betrieb von 1962 bis 1989 organisierten Menschenhandel.

Zur Erzielung von dringend benötigten Devisen „erntete" das sogenannte Ministerium für Staatssicherheit der DDR insgesamt 33.755 Personen. Diese sogenannten Republikflüchtlinge wurden zu Kriminellen" degradiert und als „politische Häftlinge" zu Devisen einbringender Ware. Die Bundesrepublik Deutschland bezahlte 3,5 Milliarden DM an die DDR und half auf diese Weise ungewollt mit, das Verbrecherregime SED am Leben zu erhalten.


Fußnoten:

1.) Mauer! Allgemeine im Westen verwendete Bezeichnung für den „Antifaschistischen Schutzwall″
2.) Schandmauer! Dieser Begriff fand sich u. a. auf Straßenschildern des Berliner Senats, z. B.: Straßensperrung verursacht durch Schandmauer
3.)Mauer der Schande! Willy Brandt (Regierender Bürgermeister von Berlin) benutzte diese Terminologie während seiner Stellungnahme zum kaltblütigen Mord an den Transportpolizisten Hans-Dieter Wesa und den Demonstrationen nach der (doppelten) Ermordung von Peter Fechter. RIAS, Die Zeit im Funk, Reporter: Peter Schultze, 24. August 1962.
4.)
 Blutmauer! Graffito an der Berliner Mauer
5.)
Kerkermauer! 15 Jahre Mauer in Berlin, Axel Springer, Die Welt, 13. August 1976
6.)
Ulbrichtmauer! Studio am Stacheldraht, Sendung vom 7. Oktober 1965
7.)
Gefängnismauer! ...
8.)
„KZ-Mauer! Graffito an der Berliner Mauer
9.)
Mordgrenze! Neuer Zwischenfall an der Mauer. Fernsehteam mobilisierte Vopos, Karl-Heinz Meier, Westfälische Rundschau, Dortmund (SPD), 20.06.1962
10.)
„KZ″-Wand! Graffito an der Berliner Mauer
11.)
Sperrmauer eines Konzentrationslagers! Willy Brand, Sondersitzung des Senates, 13. August 1961
12.)
GULag Wall! 15 Jahre Mauer in Berlin, Axel Springer, Die Welt, 13. August 1976
13.)
SED-Mauer!
14.)
Todeszone! Allgemeiner umgangssprachlicher Begriff für die Sperranlagen der DDR
15.)
Bolschewistische Mordgrenze! 15 Jahre Mauer in Berlin, Axel Springer, Die Welt, 13. August 1976
16.)
Kommunistische Sperrmauer! Korrespondent Hans Ulrich Kersten im Kölner Stadtanzeiger; Berliner durchbrachen mit LKW die Mauer, 10. April 1962
17.)
Klagemauer! Wolfgang Neuss: Die Mauer
18.)
Klowand! Birgitt Scharf alias Blume v./o. Luba Luft, Brief „Menschenknäuel“, datiert: 15.10.1990
19.)
Sprüchewand! ...
20.)
Karikatur "Vor aller Welt: 1 Jahr Sowjetschandmauer, in: Die Kleine Kurier-Wochenschau, in Kurier-Politik, Seite 2, 18. August 1962
21.)
BERLIN HANDBUCH. Das Lexikon der Bundeshauptstadt, 1992

* Auskunftsbericht des Kommandeurs Grenzkommando Mitte, Stand: 14.12.1988

Die Berliner Mauer trennte Ostberlin von Berlin (West) und seinem Umland für 10680 Tage.

 


Tipp 1:

Ulbricht, Walter
Warum Mauer? Wie Lange Mauer? : Auf diese Fragen antwortet Ihnen der Vorsitzende des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, Walter Ulbricht., [1963] / Walter Ulbricht. - Ill.

Tipp 2:

Weyrauch, Erdmann
Ulbrichts Mauer : Zahlen, Fakten, Daten / [zsgest. von Erdmann Weyrauch]. Hrsg. vom Bundesministerium für Gesamtdt. Fragen. - 4., durchges. und erg. Aufl. - Bonn [u.a.] : Bundesministerium für Gesamtdeutsche Fragen, 1964. - 56 S.

Tipp 3:

Zum 13. August 1961: Willy Brandt und Walter Ulbricht : Rede von Willy Brandt 16.08.1961, Rede von Walter Ulbricht 18.08.1961 [Video] / SFB - Sender Freies Berlin. - 1997. - 1 Video (ca. 56 Min.)

Tipp 4:

SBZ von A bis Z : ein Taschen- und Nachschlagebuch über die Sowjetische Besatzungszone Deutschlands - 10.1966. - 10. -
ISSN 0563-0908