Herbert Ernst  dokumentierte mit seiner 16- und 35-mm Arriflex vom 13. August 1961 bis 1973 den Aufbau der sowjetzonalen Sperren durch Berlin.

Während des II. Weltkrieges floh die Familie von Berlin nach Schlesien. In den letzten Kriegstagen flohen sie mit dem letzten Transportzug vor den Sowjets nach Berlin. Hier absolvierte Herbert Ernst die mittlere Reife und begann anschließend eine Ausbildung als Foto-Assistent. Nach der Lehre folgten 3 Jahre als Kameraassistent.

Ab 1961 drehte der freie Journalist für verschiedene nationale u. internationale Agenturen. Seine täglichen Arbeiten bot er verschiedenen Agenturen an, darunter auch GTN (German Television News). Des weiteren drehte er Beiträge für European Television News (E-Te-S). In der Zeit von 1965 bis 1970 drehte Ernst eigene Kurzfilme: "3500 Meter Boulevard", "Ruhe", "Der Trauzeuge".und "Die Klamotte - Ein Autodrama in fünf Gängen" und "Der 5. Cross".

he 2011 08 12 15 15 11 002

Kameramann & Filmemacher Herbert Ernst vor neu aufgestellten Mauersegmenten am ehemaligen Übergang Chausseestraße. Foto: © Ralf Gründer (12. August 2011) 

Anfang der 60. Jahre produzierte die German Television News aus den filmischen Aufnahmen von Herbert Ernst Feature-Filme, darunter die von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden mit dem Prädikat „wertvoll″ ausgezeichneten Filme „Eine Mauer klagt an: Der Bankrott eines Systems″ (engl.: The Wall of Shame) und „Licht an der Mauer - Weihnachten im zweigeteilten Berlin″. Weitere GTN-Filme, die auf der Grundlage der filmischen Aufnahmen von Herbert Ernst produziert wurden, waren: "Bilanz" und "Freiheit kennt keine Mauer".

Am 17. August 1962 gelang es Herbert Ernst als einzigen Kameramann vor Ort, den Abtransport des angeschossenen und schwerverletzten Peter Fechter filmisch zu dokumentieren. Diese Aufnahmen führten der Welt erstmalig die entfesselte Brutalität der Volksarmee des Arbeiter- und Bauernstaates DDR vor Augen. Nachdem durch den Mauerbau ca. 17 Millionen Nord- und Mitteldeutsche östlich der innerdeutschen Demarkationslinie ihrer Bürgerrechte beraubt waren, schossen die Grenztruppen hemmungslos alles nieder, was sich dem SED-Terror durch Flucht zu entziehen versuchte. Nach den Aufnahmen lag der Weltöffentlichkeit der Beweis vor, dass es sich beim sogenannten „Antifaschistischen (Friedens-)Schutzwall″ in Realität um eine Todeszone handelte! Vermutlich deshalb verwendete der Verleger Axel Springer für die innerdeutschen Grenze den Ausdruck „Bolschewistische Mordgrenze*.

1973 legt Herbert Ernst seine Kamera zur Seite und beginnt professionell mit Antiquitäten zu handeln. Zeitgleich dazu eröffnet er das Restaurant „Die Nolle im stillgelegten oberen Bereich des U-Bahnhofs Nollendorfstraße. Für den Fall des Mauerfalls hatte sich Ernst verpflichtet, den U-Bahnhof zu räumen, was dann 1989, am 9. November eintrat. 

 
Herbert Ernst in seinem Restaurant Die Nolle

Herbert Ernst in seinem Restaurant „Die Nolle″. Foto: © Ralf Gründer, Berlin, 01.08.2009


Tipp 1: Herbert Ernst: Ein Leben in Berlin, PrivatEdition, 2015, S. 278

Tipp 2.: Niemand hat die Absicht ... Scrreenshot-Fotografie aus der Kameraarbeit von Herbert Ernst, gedreht in den Jahren 19061 und 1962 im geteilten Berlin

* Bolschewistische Mordgrenze! 15 Jahre Mauer in Berlin, Axel Springer, Die Welt, 13. Augst 1976