„Der größte Lump im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!“
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Podiumsdiskusion über die zahlenmäßigen Aussagen zur Menge an STASI-Lumpen!
Fotos und Audio-Recording Ralf Gründer, Berlin (19.03.2013).
Moderiert von Dagmar Hovestädt (BStU) diskutieren Dr. Jens Gieseke (Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam), Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk (BStU), Dr. Helmut Müller-Enbergs (BStU), Prof. Dr. Klaus Schroeder (Forschungsverbund SED-Staat an der FU-Berlin) und Christian Booß (BStU) über die Aussagekraft der in der Fachliteratur zirkulierenden IM-Zahlen. Kann das Wirken des sog. Ministeriums für Staatssicherheit und damit die Durchdringung der DDR-Gesellschaft mit Betrug, Verrat und Denunziation ausreichend durch statistische Daten dargestellt werden? Denn z. B., die Motivation, mit der ein Stasi-Lump sein Umfeld denunzierte und damit durchdrang, dürfte von persönlichen Eigenschaften abhängig gewesen sein. Auch die gesellschaftliche Position, in der sich ein IM des ehemaligen Ministeriums befand, kann durch blosse Zahlen nicht augedrückt werden. Es ist ein Unterschied, ob ein kleiner VEB-Leiter oder Hauswart seine Genossen auskundschaftet, oder ob ein Anwalt oder z.B. der letzte Ministerpräsident der DDR sein Umfeld ans Messer liefert.
In diesem Sinne geben die Zahlen nur Auskunft darüber, wie viel Prozent der Bevölkerung mit dem Geschäft der Denunzierung ihr Friedensbrot verdient haben; der Einfluß des einzelnen Spitzels wird aber verschleiert. Ein Spitzel ist keine statische Größe, sondern ein Mensch, der je nach Karrierebedürfnis pro Tag einen oder dutzende Spitzelberichte schreiben konnte. Die Zahlen geben zudem keine Auskunft darüber, in wie fern sich der Spiztel an die "Realität" hielt, oder einfach aus Neid und Niedertracht friedfertige Menschen der Stasi-Maschinerie vorgeworfen hat.
LINK zu einem besonderen STASI-Spitzel: IMB-Czerny alias Lothar de Maiziére (letzter Ministerpräsident der DDR)
An dieser Stelle hören Sie den vollständigen Audio-Mitschnitt der Podiumsdiskussion und den anschließenden Fragestellern: darunter das Stasi-Folteropfer Adam Lauks.
Tipp 1:
Schroeder, Klaus
Der SED-Staat : Geschichte und Strukturen der DDR / Klaus Schroeder. Unter Mitarb. von Steffen Alisch. - Sonderaufl. - [Dresden] : Sächs. Landeszentrale für Polit. Bildung, 1998. - XVI, 782 S. : Ill., graph. Darst.
Tipp 2:
Staadt, Jochen
Die geheime Westpolitik der SED 1960 - 1970 : von der gesamtdeutschen Orientierung zur sozialistischen Nation. Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin / Jochen Staadt ; hrsg. von Klaus Schroeder und Manfred Wilke. - Berlin : Akad.-Verl., 1993. - 368 S.
(Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin)
ISBN 3-05-002507-7