Indoktrinierung und tausendfacher Aufruf zum Brudermord durch das Filmstudio der Nationalen Volksarmee der DDR

Mit diesem Artikel versuche ich die Arbeit des Armeefilmstudios der NVA zu beschreiben. Aufgrund der Fülle der produzierten Filme gehe ich hauptsächlich auf die Armeefilmschauen und die Dokumentarfilme ein. Von besonderem Interesse ist die Frage der konspirativen Durchdringung des Armeefilmstudios bzw. des Filmstudios der Nationalen Volksarmee durch inoffizielle Mitarbeiter und Offizieren im besonderen Einsatz (OIBE) der Hauptabteilung I des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR. Diese Frage kann erst in einem späteren Artikel erneut aufgegriffen werden, da der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik bis heute dazu keine Erkenntnisse[1] vorliegen. Leider konnten auch bis zum Redaktionsschluss keine Zeitzeugen gefunden werden, die über ihre Doppeltätigkeit für das Armeefilmstudio und das MfS berichteten. Der Aktenbestand[2] des Bundesarchivs kann ebenfalls erst zu einem späteren Zeitpunkt bearbeitet werden, da keine finanziellen Mittel für Archivrecherchen in Freiburg i. Br. zur Verfügung standen.

Das Armeefilmstudio wurde am 31.12.1960 mit Sitz in Berlin-Biesdorf gegründet und der Politischen Verwaltung (ab Oktober 1961 Politische Hauptverwaltung der NVA) unterstellt. Damit folgte die NVA dem Beispiel der Sowjetarmee und einigen anderen sozialistischen Bruderarmeen, die schon seit längerem filmische Einrichtungen besaßen[3]. Der erste Film „Kampf um Höhe 207“[4] wurde schon wenige Tage nach der Gründung fertig gestellt und funktionierte als „Zielmarke, die bis heute Gültigkeit hat“.[5] 1962 wurden weitere Ausbildungsfilme und der erste Dokumentarfilm produziert. Bis 1969 wurden ca. 270 Filme[6] gedreht. Im gleichen Zeitraum synchronisierte das Armeefilmstudio 80 Werke aus den Studios der sozialistischen Bruderarmeen. Im Sinne von Quantität gleich Qualität bezifferte das Armeefilmstudio in seiner Selbstdarstellung[7] von 1969 die filmische Produktion mit km-Angaben. Die durchschnittliche jährliche Produktion bestand aus 40 sozialistischen Militärfilmen: ca. 10 Dokumentarfilme, 8. Ausbildungsfilme, 10 Synchronfilme und 12 Filmmagazine[8]. Die Länge des dafür belichteten Zelluloidstreifens entsprach der Distanz Berlin-Biesdorf bis Strausberg. Die jährliche Produktion, multipliziert mit der Anzahl der Kopien, entsprach der Entfernung von Rostock - Leningrad mit 1323 km. Rechnet man allerdings die synchronisierten Filme und deren Kopien hinzu, reicht der Filmstreifen von der DDR bis zur VR-Vietnam. Diese gesamten Filmmeter folgten den politisch-ideologischen Vorgaben der Parteiführung der SED und hatten dabei den Anspruch, künstlerisch hochwertige Dokumentar[9]- und Ausbildungsfilme[10] sowie Filmmagazine[11] zu sein. Erst 1972 erfolgte wahrscheinlich die Umbenennung in „Filmstudio der Nationalen Volksarmee“. Gemäß der Filmordnung konnten Filmvorschläge für den Jahresplan von den Stellvertretern des Ministers, dem Hauptinspekteur der NVA, dem Chef der Militärakademie „Friedrich-Engels“, dem Leiter der Zivilverteidigung der DDR und dem Vorsitzenden der Gesellschaft für Sport und Technik dem Stellvertreter des Ministers und Chef der Politischen Hauptverwaltung eingereicht werden.

Innerhalb der bewaffneten Kräfte wurden die Filme zur Ausbildung und zur „sozialistischen Wehrerziehung“ verwendet. Sie sollten „den Soldaten helfen, ihren Auftrag zum militärischen Schutz der DDR im Rahmen der Militärkoalition der sozialistischen Staaten zu erfüllen“.[12] In der Produktion „In eigener Sache“[13] heißt es: „Während unsere Soldaten um höchste Ausbildungsleistungen zu Ehren unsere Republik ringen“, betrachten die „Angehörigen der Armeefilmschau ihren Beitrag zur politischen und militärischen Unterstützung unserer Republik in der immer wirksameren Erziehung unserer Soldaten zu Klassenkämpfern“. Bei Sekt versprach das Schöpferkollektiv der militär-politischen Dokumentation „Dem Frieden verpflichtet“[14] im Namen aller Genossen des Armeefilmstudios Erich Honecker persönlich, „immer gefechtsbereit zu sein im Kampf für unsere gute Sache“.

Damit versicherten die Grenzsoldaten Erich Honecker, was die Parteiführung der SED von ihnen erwartete, denn „die Nationale Volksarmee und die Grenztruppen bildeten eine wesentliche Säule sowohl des militärischen Sicherungs-, als auch des politisch-ideologischen Erziehungssystems“.[15] Erich Honecker dazu (O-Ton)[16]: „Mit hervorragenden Ergebnissen hat unsere Landesverteidigung aktiven Anteil am kraftvollen voranschreiten der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Die enge Verbundenheit unserer Arbeiter und aller Werktätiger mit ihren Soldaten und ihren Grenzern, mit den Volkspolizisten und den Genossen der Staatssicherheit trägt unauslöschlich den Charakter unserer bewaffneter Organe als Machtinstrumente des Arbeiter- und Bauernstaates für den stets zuverlässigen Schutz des Sozialismus und des Friedens“. Aufgrund der starken personellen Fluktuation bei der Volksarmee und den Grenztruppen wurde das politische Sicherungssystem immer wieder vor neue Aufgaben gestellt. Das MfS hatte dafür zu sorgen, dass potentielle „Unruhestifter“ erst gar nicht eingezogen oder von besonders sicherheitsempfindlichen Bereichen ferngehalten werden.[17]

Außerhalb der bewaffneten Organe setzte die NVA die Filme zur Beeinflussung „im Sinne der Wehrmotivation“ zur Werbung Jugendlicher[18] für die Armee ein. Zur filmischen Arbeit gehörten auch Instruktionsfilme, Beiträge zur Militärtechnik[19], Selbstdarstellungen[20], Sonderausgaben[21], Historienfilme[22], filmische Portraits[23], Garnisonsgeschichten[24] und satirische Beiträge[25]. Von besonderer Bedeutung waren die filmischen Features zur politischen und militärischen Diffamierung der Bundesrepublik Deutschland[26], der Bundeswehr[27], des Bundesgrenzschutzes und des europäischen Militärbündnisses NATO[28].

Durch die Gründung des Armeefilmstudios sollte das politisch-ideologische Erziehungssystems durch geeignetes Filmmaterial unterstützt werden. Gleichzeitig sollte aber auch die politisch-ideologische Durchdringung der Filmateliers erreicht werden. DEFA-Filme wie „Die Mörder sind unter uns“[29], „Ehe im Schatten“[30] und „Affäre Blum“[31] erreichten eine hohe Publikumszahl und waren international erfolgreich, konnten aber nicht zur ideologischen Indoktrination der Bevölkerung funktionalisiert werden. Der auf die politischen Vorgaben der SED genormte Erziehungs- und Einheitsfilm war nicht zufrieden stellend in den Ateliers der DEFA zu produzieren. Während die DEFA 1949 noch 11 Filme uraufführte, sanken die Uraufführungen 1950 auf 8 und 1951 auf 6 Filme. Damit konnte die DEFA weder den filmischen Bedarf der DDR decken noch ein Äquivalent zu den westlichen Filmproduktionen sein. Mit der Bildung des Armeefilmstudios sollte dieses Defizit gedeckt und das gesellschaftliche Leben noch tief greifender mit der Ideologie der SED durchdrungen werden. Die Politisierung des öffentlichen Lebens machte auch vor den Filmateliers und den Lichtspieltheatern nicht halt. Der politische Kommentator des RIAS qualifizierte die DDR-Filmproduktionen als „historisierende Belehrungen, politische Agitationen und plumpe Fälschungen“[32]. Im Folgenden wird darauf weiter eingegangen werden. Die Militarisierung des öffentlichen Lebens in der Zone blieb dem Westen nicht verborgen. Schon am 7.2.1951 sang Tatjana Sais[33]: „Man braucht Armeen damit Tyrannen schweigen, und selbst bei uns kommt man wohl nicht drum rum, doch man muss nicht gleich Kasernenhoffilme zeigen! Können Sie mir sagen, warum?“ Das Armeefilmstudio hatte die Aufgabe als Teil der Massenkommunikationsmittel „unter der Führung der marxistisch-leninistischen Partei“[34] die, „hauptsächlich durch Rundfunk, Film und Fernsehen als den weitreichendsten und schnellsten Kanälen“[35], das „Instrument der Arbeiterklasse zu sein“[36], sozusagen die „schärfste Waffe der Partei“[37], mit der das „bewusste sozialistische klassenmäßige Verhalten“ dem Volk bildlich eingeprügelt werden sollte.

Die Produktionen des Filmstudios der NVA folgten den Leitmotiven: Wir alle - Treue - Ehrendienst - Waffenbrüderschaft - Frieden sichern. Im Vokabular sind die Phrasen „alle“, „gute“, „niemals“, „unverrückbar“ und „für immer“ von besonderer Bedeutung. Häufig wiederholte Lügen sind: „... hier regiert das Volk“, „demokratisch“, „Antifaschistischer (Friedens-)Schutzwall“, „Souveränität der DDR“. Bürger der Bundesrepublik Deutschland werden gezeichnet als „Schieber“, „Spekulanten“, „Verbrecher“, „Imperialisten“, „Kriegstreiber“. Dem westlichen Verteidigungsbündnis werden „NATO-Angriffspläne“ und der „NATO-Erstschlag“ unterstellt. Jede dramaturgische Grundidee der Produktionen des Filmstudios der NVA hatten folgende Werteparameter zu berücksichtigen:

DDR4gute Deutsche4Sozialismus4Antimilitarismus4Demokratie4sicherer Frieden 4Zukunft

BRD4schlechte Deutsche4Imperialisten4Kapitalisten4Militarismus4Krieg4Untergang

Aufgrund des weiten Feldes der Produktionen beschränke ich mich bei der Betrachtung der filmischen Arbeit des Filmstudios der NVA auf Armeefilmschauen, filmische Selbstporträts und Dokumentationen, die den Dienst der Grenzsoldaten an den innerdeutschen Zonen- und Sektorengrenzen zum Inhalt haben.

Das Armeefilmstudio produzierte zuerst sechs, ab 1963 dann jährlich zwölf Ausgaben der „Armeefilmschau“ (AFS), um die Armeeangehörigen über wichtige militärpolitische Ereignisse zu informieren und um vom Truppenleben zu berichten. Jede Armeefilmschau ist zusammengesetzt aus bis zu acht kurzen, ca. 30 Sekunden langen Features, in denen ein Thema oder Ereignis in mehreren Variationen umgesetzt wurde. In den Filmnotizen AFS 1/1966 (1-4) ist das zentrale Thema das 10jährige Bestehen der NVA. Im ersten Feature werden Besucher am Brandenburger Tor gezeigt, während der Sprecher von der Achtung und der Liebe der Arbeiter und Bauern für die Grenzsoldaten spricht. Im zweiten Feature kommen die Arbeiter des VEB Lokomotivbau 'Karl Marx' Babelsberg zu Wort, die als Reservistenkollektiv allein 1965 115 Neuerervorschläge mit einem Nutzen von rund 100 000 Mark eingereicht hatten. Im dritten Feature klingen unter dem Kennwort Doppelgeburtstag die Gläser. Danach besucht Generalmajor Bleck mit Kindern das Armeefilmstudio. Den Abschluss dieser Armeefilmschau bildet die Kindertagesstätte „Oktobersturm“. Ein zentrales Thema aller Armeefilmschauen war die krampfhaft wirkende konstruktive Darstellung der engen Verbundenheit zwischen Armeeangehörigen und Zivilpersonen. Da diese „sozialistische Ehe“ nie existierte, sollte durch die filmische Vermengung von Armee-Tages- und -Zeitgeschichte mit Zivilpersonen diese Illusion als Zukunftsvision produziert werden.

In der Armeefilmschau „5. Jahrestag NVA“[38] werden die Leistungen der Volksarmee verherrlicht. Das Drehbuch folgt der Struktur (Sprecher, O-Ton): „5. Jahrestag der Nationalen Volksarmee. (Halt! Flagge!) Am ersten März 1961 dankten die Werktätigen unserer Republik den Angehörigen der Nationalen Volksarmee für die bisher vollbrachten Leistungen bei der militärischen Sicherung unseres Arbeiter und Bauernstaates. Die Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere wiederum gelobten, in ihren Kampf zur Erhöhung der Gefechtsbereitschaft neue Anstrengungen zu unternehmen“.

Bildlich unterlegt ist dieses Feature mit strammstehenden Helden in Paradeuniform und Stahlhelm, die Kalaschnikow ans pochende sozialistische Herz gedrückt, den Blick starr nach oben zur Fahne gerichtet, während das Banner - untermalt mit klassisch-heroischer Filmmusik - wehend auf dem Gelände der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Berlin-Karlshorst gehisst wird. Die Elemente „Fahne und Nationalstolz“ sind wichtiger Bestandteil aller Armeefilmschauen. Ebenso, fast man möchte sagen, von uneingeschränkter Bedeutung war das sich belobigen lassen. Die Werktätigen, die allerdings nicht im Bild dargestellt wurden, dankten und dankten immer wieder den tapferen Soldaten der Arbeiter- und Bauernmacht für ihren unerschrockenen Einsatz am 13. August und der ewigen Sicherung des Friedens. Zwischen den Zeilen klingt die wirkliche gesellschaftliche Stellung der Angehörigen der bewaffneten Organe an: Ablehnung durch eine Mehrheit der Bevölkerung! Die Armeefilmschauen hatten die Aufgabe, diese Ablehnung in ein „wir alle kämpfen vereint als Kollektiv für die Sicherung des Weltfriedens“ umzuwandeln und dem Volkssoldaten die Illusion vorzugaukeln, er würde den Frieden beschützen.

Das Beispiel der Armeefilmschau AFS 3/62 (1) zeigt, wie das Armeefilmstudio versucht, alltagstaugliche Propaganda zu produzieren, in der die Bundesrepublik als imperialistisch und militaristisch und die erste demokratische Regierung der Arbeiter und Bauern auf deutschem Boden als antimilitaristisch dargestellt wird. Im „Dokument der Vernunft“[39] werden beide Staaten auf der Grundlage des 'Grundsatzdokumentes der nationalen Politik' scheinbar objektiv vergleichend gegenübergestellt. Sprecher (O-Ton): „An alle guten Deutschen wendet sich das Grundsatzdokument der nationalen Politik. Auf der historischen 11. Tagung des Nationalrates wurde es vom Genossen Walter Ulbricht begründet. Das Dokument stellt fest: In der Deutschen Demokratischen Republik, in der Imperialismus und Militarismus ein für alle mal überwunden sind, verkörpern sich die demokratischen, humanistischen, friedlichen und sozialistischen Traditionen des deutschen Volkes. Hier regiert das Volk, vereint in der nationalen Front des demokratischen Deutschland.“

Mit den Mitteln der Ausgrenzung wird dem Betrachter die Wahl gegeben, ein „guter“ Deutscher zu sein, und ein guter Deutscher stimmt selbstverständlich den Aussagen des Grundsatzdokuments zu. Nur ein schlechter Deutscher kann gegen Demokratie, gegen Humanismus und gegen die Nationale Front sein. Die Entscheidung, sich der Nationalen Front zuzuwenden wird durch entsprechendes Bildmaterial mit musikalischer Untermalung verstärkt. Im Wechsel zwischen filmischen Totalen und close-ups wird der Genosse Arbeiter beim Stahl schmelzen, der Genosse Bauer beim Einbringen der Ernte gezeigt und der Genosse Grenzsoldat schreitet die Linie ab, hinter der (harter Schnitt) der Kapitalist dem westlichen Arbeiter das Fürchten lehrt. In der DDR hingegen agiert das Deutsche Volk, ihm gehören die Produktionsmittel, ihr Schweiß veredelt die Rohstoffe und ihre Volkssoldaten schützen das Errungene. In der „westdeutschen Bundesrepublik“ – die Musik wird hart, aggressiv - herrschen heute wieder Menschenverachtung, Ausbeutung, klerikales Dunkelmännertum, Geld und Eroberungsgier und Militarismus. Mit den Mitteln des voice over indoktriniert der Sprecher (O-Ton): „Durch eine Scheindemokratie getarnt wird alles konserviert und belebt, was es in der deutschen Geschichte an Rückständigen, Barbarischen und Unmenschlichen, an Dummheit und Borniertheit gibt. Dieser westdeutsche Staat ist der Vergangenheit, einer überlebten Zeit der Ausbeutung und des Krieges zugewandt. Niemals wieder, das steht unverrückbar fest, werden die Kräfte der Vergangenheit von ganz Deutschland Besitz ergreifen. Das ist für immer vorbei. Die Zukunft gehört dem Frieden und dem Sozialismus!“

Die Superlativen: „Niemals wieder“, „überlebte Zeit“, „unverrückbar“, für „immer vorbei“ und nur die DDR steht für „Frieden“ und für „Sozialismus“, werden unterlegt mit Schnittbildern von Willy Brandt, Konrad Adenauer, der Verhaftung von Demonstranten, Deutschen Orden, Willy Brandt hebt den Arm zum angedeuteten Hitlergruß, Adenauer spricht auf einer Versammlung Heimatvertriebener, Strauss schüttelt die Hand eines Militärs. Der filmische Höhepunkt zeigt das Brandenburger Tor, gesichert durch die bewaffneten Organe der DDR. Sie sichern den Frieden und Hammer und Zirkel wehen stolz im Ostwind.

Wesentliches propagandistisches Element der Beiträge des Filmstudios der NVA war die Unterstellung eines westdeutschen aggressiven, zum Erstschlag ausholenden Militarismus. Die Volksarmee und die Armeen der sozialistischen Bruderstaaten hingegen verkörpern die Inkarnation des Anti-Militarismus, verstanden als der gegen „den Militarismus gerichtete immanente Bestandteil des Kampfes der revolutionären Arbeiterbewegung gegen Imperialismus und imperialistischen Krieg, für Frieden, Demokratie und Sozialismus“.[40] Diese Definition beschreibt den Anti-Militarismus als keine gewalt- und waffenfreie Gesellschaft, sondern konkretisiert lediglich das Ziel in der kommunistischen Befreiung der Weltbevölkerung und meint damit die Errichtung einer globalen kommunistischen Zwangsherrschaft.

Da die kommunistische Weltherrschaft kein Handelsgut ist, welches Ulbricht und Genossen beim sozialistischen volkseigenen Bäckereibetrieb kaufen konnten, war die Einschwörung der Volkssoldaten auf die permanente und höchste Gefechtsbereitschaft unumgänglich. In der Armeefilmschau „Das Aktiv tagt“[41] wird Genosse Admiral Waldemar Verner bei einer Rede vor Grenzsoldaten gezeigt. Sprecher (O-Ton): „Genosse Admiral Verner hob hervor, dass es eine schöne und große Aufgabe ist, den Weg unserer Nation militärisch zu sichern. Jeder Armeeangehöriger ist ein Pionier der Nation!“ Minister Genosse Armeegeneral Hoffmann tritt danach ans Rednerpult und stellte fest, „dass der Gradmesser der Arbeit für die Parteiorganisation für jedes Mitglied der Partei die Erhöhung der Gefechtsbereitschaft der Truppenteile und Verbände ist“. Sprecher (O-Ton): „In der Diskussion bewiesen die Parteiaktivisten, dass sie die drei Hauptaufgaben verstanden haben. Alle Kraft für die Erfüllung des Planes der Gefechtsbereitschaft einsetzen! Die Verantwortlichkeit der Parteiorganisationen für die Einsatzbereitschaft stärken! Die Partei leistet ihren Beitrag zur Erhöhung der Gefechtsbereitschaft vor allem durch die Erziehung der Armeeangehörigen!“[42]

Auch Genosse Prof. Albert Norden doziert (Grenzsoldaten in Treptow“[43]) vor Grenzsoldaten und droht dem Feind (Sprecher O-Ton): „ ... es ist klar, an unseren Staatsgrenzen gibt es nichts abzubröckeln, gibt es nichts abzubeißen, gibt es nichts durchlässig zu machen, denn wer an den Grenze rüttelt, der rüttelt am Frieden und dem wird auf die Finger geklopft, das er sie in Zukunft nicht mehr gebrauchen kann! Zum „Auf die Finger klopfen“ sollten die jungen Volks- und Grenzsoldaten eingeschworen werden und damit keine Situation ungenutzt verstrich, musste die Gefechtsbereitschaft der Grenztruppen und der Nationalen Volksarmee permanent hoch sein. Dazu noch mal das Mitglied des Zentralkomitees der SED Genosse Admiral Waldemar Verner (3/67 (1)[44]): „Bewusst und mit wachsendem Erfolg verwirklichen wir das auf dem 6. Parteitag beschlossene Programm des Sozialismus und ein jeder Bürger unserer Republik, wir alle spüren das persönlich, dass es in der Tat ein wahrhaftes Glück ist, Bürger dieser unserer Deutschen Demokratischen Republik zu sein.“ Die Schlussfolgerungen, die sich daraus für die Grenzsoldaten ergeben, definierte Genosse Verner wie folgt[45]: „Was verstehen wir denn und was muss man denn unter Gefechtsbereitschaft verstehen? Gefechtsbereit, liebe Genossen, ist der Grenzsoldat [...] dann, wenn er gewillt und auch in der Lage ist, die von ihm im Fahneneid geschworenen Pflichten treu und vorbildlich zu erfüllen, wenn er sich mit all seinen Fähigkeiten und seiner ganzen Persönlichkeit für das sozialistische Vaterland einsetzt, wenn er über die bewusste Bereitschaft und Fähigkeit verfügt, auf den Feind auch zu schießen. Dass heißt nichts anderes Genossen, Gefechtsbereitschaft ist die Summe all der Fähigkeiten und Eigenschaften, die der Armeeangehörige benötigt, um den Sieg auf dem Gefechtsfeld zu erringen und den Gegner bedingungslos zu vernichten“. Sprecher (O-Ton): „Nach diesem Grundsatz handeln diese Soldaten, um so durch die Tat ihre Treue zu ihrem sozialistischen Vaterland unter Beweis zu stellen“.[46]

Nicht nur das das private, das öffentliche und das militärische Leben wurde indoktriniert, auch ein passives Leben in der sozialistischen Gesellschaft wurde durch die Forderung der Partei erschwert, permanent Beweise der Treue zum Sozialismus zu erbringen. Mit der Totschlagformel „Entweder Du bist dafür, oder Du bist dagegen“, wurde jede Diskussion unterdrückt. Wie diese Treue, die nur als Unterwürfigkeit unmündiger Menschen bezeichnet werden kann, eingelöst werden konnte, möchte ich am Beispiel der Ermordung des Journalisten Kurt Lichtenstein[47] in Erinnerung bringen.

Gemäß des Tagesbefehls in Form der Vergatterung, die Unverletzbarkeit der Staatsgrenze zu garantieren, erschossen Grenzer ohne Anruf und Abgabe eines Warnschusses am 12.10.1961 gegen 12.00 Uhr den 49 Jahre alten Chefreporter der „Westfälischen Rundschau“ an der Demarkationslinie. Im Auftrag seiner Zeitung bereiste Kurt Lichtenstein die Zonengrenze. In den Mittagsstunden des 12.10.1961 stand er am Todesstreifen und versuchte mit Landarbeitern auf DDR-Gebiet ins Gespräch zu kommen. Zwei Grenzer beobachteten aus gedeckter Stellung die Lage an der Demarkationslinie und sahen Kurt Lichtenstein am 10-Meter-Kontrollstreifen stehen. Die Posten feuerten mit Maschinenpistolen aus ca. 125 Meter 4 bis 5 Feuerstöße auf den unbewaffneten Journalisten und verletzten ihn tödlich, schleiften den Schwerverletzten über den 10-Meter-Kontrollstreifen und legten den Körper an einen Koppelzaun, ca. 8 bis 10 Meter vom Kontrollstreifen entfernt, ab. Erst gegen 13.45 Uhr traf medizinische Hilfe ein, doch der Journalist erlag noch am selben Tag seinen Verletzungen. Eine Welle der Entrüstung lief durch die Presse der Bundesrepublik. Unter dem Titel „Ruchlose Tat“ schrieb z.B. der SPD-Pressedienst[48]: „Kurt Lichtenstein gehörte zu den Verfolgten des Dritten Reiches. Viele Jahre war er in Konzentrationslagern, er stand auf den Todeslisten der Gestapo. Was den Mordbuben des Dritten Reiches nicht gelang, gelang nun den Schergen des Herrn Ulbricht. Sie mordeten einen Mann, der im Dienste der Wahrheit stand, der den Hunderttausenden von Lesern der „Westfälischen Rundschau“ berichten wollte, was er an der Zonengrenze sehen und hören konnte. Darin bestand sein „Verbrechen“.

Kurt Lichtenstein wurde erschossen, ohne Warnschuss, unbewaffnet, nur weil er als Deutscher mit Deutschen jenseits der Zonengrenze sprechen wollte. Um das Verbrechen zu verschleiern, wurde die Herausgabe der Leiche an die Angehörigen verzögert. Erst nach der ungenehmigten Verbrennung wurde die Asche freigegeben. Damit wurde den westdeutschen Behörden jede Möglichkeit genommen, die Todesursache einwandfrei zu klären[49]. Aus Befragungen[50] von Überläufern war dem Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen bekannt, das: „btr.: grenzlage, absatz c: betreten angehoerige der sicherheitsorgane der brd (zoll, bgs, u. andere) den 10-m-streifen oder die fluchtlinie der dl, so muss der sowjetzonale grenzsoldat, wenn er die change erkennt, dass er die person sofort toedlich trifft, das feuer eroeffnen. besteht die moeglichkeit nicht (zivilpersonen im hintergrund, schlechtes schussfeld) so ist vom gebrauch der schusswaffe abzusehen“. Auf Soldaten der Alliierten durften die sowjetzonalen Grenzer grundsätzlich nicht schiessen.

Im Vorfeld der Morde an der Grenze gingen Volkssoldaten Verpflichtungen ein, so z.B. der Feldwebel Schneider und der Gefreite Schäfer, die „zu Ehren des 7. Parteitages der SED ausgezeichnete Ergebnisse beim Einzelgefechtsschiessen“[51] erzielen wollten. Das ist „eine konkret messbare Verpflichtung“[52] der jungen Genossen, die als Grenzsoldaten an der Staatsgrenze der DDR und zum NATO-Stützpunkt West-Berlin Grenzverletzer rücksichtslos vernichten sollten.

Warum war es so unbedingt wichtig, es dem Grenzsoldaten einzuhämmern, über Fahneneid, Vergatterung, Schwur, Ehre und Treue- dass Gefechtsbereitschaft bedeutet, „den Gegner bedingungslos zu vernichten?“ Jeder Soldat im Feld wird nicht lange darüber nachzudenken haben, wenn er dem bewaffneten Feind gegenübersteht - und durch Diplomaten der Krieg erklärt worden ist. Wie sieht das aber aus, wenn von jenseits der Grenze kein Feind angreift? Wenn der „Klassenfeind“ an der „Staatsgrenze“ nicht einmal militärisch präsent ist? Die Einlösung des Fahneneides fordert vom Grenzsoldaten, die sozialistische Schwester, den Bruder, Mutter oder Vater zu vernichten. Auch wenn der Begriff „vernichten“ im militärischen Sinne im Falle eines Krieges bedeuten könnte, eine Armee vernichtend zu schlagen meint sie außer Gefecht zu setzen und das wiederum bedeutet, sie zu ca. 75 oder 85 % zu zerstören. Vernichten, bezogen auf Friedenszeiten und auf einzelne unbewaffnete Bürger des sozialistischen Vaterlandes, die die DDR verlassen möchten, also nicht angreifen, sondern weglaufen, und das waren Kinder, Jugendliche und Erwachsene, bedeutet, da eine einzelne Person nicht teilweise vernichtet werden kann, ihre brutale Ermordung, meist durch feige Schüsse in den Rücken. So feuerte am 14. März 1966 der Grenzsoldat Siegfried Becker[53] vom B-Turm Grenzknick gegen 19.15 Uhr über 40 Schuss aus seiner Kalaschnikow auf zwei Kinder ab, die im Schutz der Dunkelheit im Bereich einer Kleingartenkolonie an der Kiefholzstraße in Berlin-Treptow nach Berlin (West) gehen wollten. Der Schütze wurde für seine Ehrentat belobigt, während im Westen die Presse entrüstet den feigen Mord an Jörg Hartmann, 10 Jahre jung und Lothar Schleusener, 13. Jahre jung, anprangerte.

Im offiziellen Sprachgebrauch sollte die Bundesrepublik Deutschland als Bündnispartner der NATO vernichtet werden. Niemand wird davon ausgehen wollen, dass die Teilung Deutschlands nicht nur eine geographische, sondern auch eine den humanistischen Grundsätzen folgende Separation der Bevölkerung war. Alle guten Deutschen transformierten über Nacht zu Sowjetdeutschen, wurden standhafte sozialistische Bauern und Arbeiter, wurden antimilitaristische Kommunisten und sahen ihre sozialen, ökonomischen und politischen Lebensziele und Träume in den Händen Walter Ulbrichts monolithisch verwirklicht. Um aber dieses Bild in die Köpfe der sozialistisch heranzubildenden Jugend und den Nachwuchs für Grenz- und Volkssoldaten zu pflanzen, drehte das Filmstudio der NVA vom Klassenkampf durchsetzte Armeefilmschauen und Dokumentarfilme. Im ersten Teil der Armeefilmschau „Meer des Friedens“[54] versenkt das „kaiserliche Großmaul“ Deutschlands Zukunft auf dem Boden der Meere, der „braune Radierer“ Hitler versucht, das Ergebnis der Geschichte zu korrigieren, aber auch er hatte „das Maul zu voll genommen“. Nach den Bildern aus dem 1. und 2. Weltkrieg wird der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Dr. Konrad Adenauer eingeblendet (Foto 1) und auf eine Person umgeschnitten, die in der erhobenen Hand einen Hut trägt und sich auf einem Kriegsschiff befindet (Foto 2). Die Assoziation wird geschürt, Bundeskanzler Adenauer hätte vor Matrosen auf einem Kriegsschiff gesprochen, um den Angriffskrieg auf die heldenhaften Beschützer des Friedens vorzubereiten. Hier handelt es sich um eine Fälschung, denn das erste Schnittbild von Dr. Adenauer lässt keine Aussage auf den Aufnahmeort zu. Bei der Person auf dem folgenden Bild handelt es sich definitiv nicht um Dr. Adenauer. Diese gefälschte Sequenz wird dazu benutzt, den Bundeskanzler als Kriegstreiber hinzustellen und ihm die Planung des 3. Weltkrieges unterzuschieben. Aber, die Geschichte beweist (Sprecher O-Ton): „dass die Niederlage des deutschen Militarismus eine Gesetzmäßigkeit ist!“, denn „erstmalig existiert ein Trumpf über die Admirale von Krupp und der Deutschen Bank. Mit der polnischen Seekriegsflotte und der sowjetischen Rotbannerflotte garantiert die Volksmarine den Frieden im Ostseeraum! Die Zukunft der Imperialisten liegt nicht auf dem Wasser, sondern auf dem Müllhaufen der Geschichte“.

Wie wahr, möchte man heute an dieser Stelle vor Freude laut ausrufen. Die Grenztruppen und die NVA existieren nicht mehr. Ihr Kriegsgerät ist verschrottet. Die Staatsgrenze begrünt und bebaut. Die Führung von Partei und Armee sowie die Mauerschützen standen vor Gericht. Die Mauer, und damit letztlich auch die SED und die DDR wurde vom Unmut der Arbeiter und Bauern über Nacht weggefegt.

Um die Existenz der DDR zu sichern, deklarierte die SED den westlichen Teil Deutschlands zum Übel der Welt. In der sozialistischen Diktatur mussten deshalb „ALLE“ dafür sein, „ALLE“ mussten mitmachen, „ALLE“ liebten den sozialistischen Frieden, „ALLE“ folgten den ideologischen Bocksprüngen der Partei mit wahrer Begeisterung. Im dem Feature „Grenzboot Jurat“[55] sind ALLE auf dem richtigen Kurz, weil, so belehrt der Sprecher, sich alle Matrosen durch ständiges Training und großem Lerneifer zum Erreichen einer ständigen hohen Gefechtsbereitschaft auszeichnen. ALLE Tragen das Abzeichen für „Gutes Wissen“ und ALLE bilden ein festes Kampfkollektiv. Was geschieht aber, wenn ein Mitglied aus einem sozialistischen Kollektiv Austritt? Diese Erfahrung machte der Bauer Fink[56] aus dem thüringischen Dorf Kranlucken. Herr Fink erachtete die sozialistisch organisierte Landwirtschaft in Form von LPG's für die Bewirtschaftung seines Hofs als nicht angemessen und – gemäß den Statuten - trat er am 30. Juni 1961 aus der LPG aus. Da sich Bauer Fink auch nicht durch Drohungen und Diskussionen mit Parteiaktivisten zur Rücknahme seines LPG-Austritts bewegen lies, wurde er als Faschist[57] und westlicher Spion diffamiert. Trotz fortgesetztem Terror im staatlichen Auftrag weigerte sich Herr Fink vehement, seine Entscheidung zu revidieren. Tags darauf lockten Volkspolizisten den Altbauern mit der Lüge, sein Sohn habe einen Motorradunfall gehabt, vom Hof, beschimpften und schlugen ihn daraufhin und jagten ihn zusammen mit seinem Sohn über die Demarkationslinie in den Westen. Frau, Kinder und Eigentum blieben zurück. Zur Beruhigung der Nachbarn und der Bauern in den umliegenden Dörfern lies die SED ein Propagandaplakat drucken, in dem die Vertreibung aus dem Arbeiter und Bauernparadies wie folgt begründet wurde: „Schmutzfinken[58] dorthin befördert wo sie hingehören! Zwei unverbesserliche Faschisten und eingefleischte Handlanger für den Bonner Atomkriegsstaat. Hermann und Willi Fink aus Kranlucken wurden am Donnerstag von Arbeitern der volkseigenen Betriebe des Kreises Bad Salzungen zur Staatsgrenze befördert und in das Eldorado aller Faschisten und Militaristen, in die Westzone, ausgewiesen“. In der Sendung des RIAS Berlin „Aus der Zone – Für die Zone“[59] beschreiben Vater und Sohn die Ereignisse abweichend von der Flugblattdarstellung. Wenige Tage nach dem Austritt aus der LPG „kamen Agitatoren, in der Folge bis zu 20 oder 30 Mann auf meinen Hof“, unterstützt von Lautsprecherwagen. „Abends nötigten sie die Familie im Haus, am Tage umfuhren mich Lautsprecherwagen im Feld“. Schließlich wurden Vater und Sohn verhaftet, verhört, und auf einem Lkw zur Zonengrenze abtransportiert. Der Sohn berichtet: „Raus! Es ging auf die Wiese, 80 m bis zur Zonengrenze, was wir bis dahin aber nicht wussten. Darauf einer von der Gestapo, oder – eben in Zivil, stand still, zwei Grenzpolizisten vor uns mit zwei Fotografen, einer zur Rechten, einer zur Linken. Darauf sagte er: Wir danken jetzt den beiden Volkspolizisten, die jetzt die Ehre haben, die beiden westlichen Agenten dahin zu verjagen, woher sie gekommen sind. Vorwärts Marsch Marsch!“ Sprecher (O-Ton): „Immer im Gefühl, das sie auf dem 10-Meter-Streifen, der heute die beiden Teile Deutschlands trennt, abgeknallt würden wie die Hasen, liefen die Beiden vorwärts und kamen auf das Gebiet der Bundesrepublik, ohne das ihnen etwas passierte. Vertrieben wider ihren Willen. Vertrieben von Haus und Hof und aus dem Teil Deutschlands, den sie hatten gar nicht verlassen wollen. Getrennt von einem Teil ihrer Familie“.

„ALLE“ machen mit, „ALLE“ bauen den Sozialismus auf. Aber nicht „ALLE“ wurden gleich dargestellt. Ein seltsamer Blick von oben herab ist in der Armeefilmschau „8 Jahre NVA[60] – Tag der Nationalen Volksarmee“ zu sehen. Arbeiter und Bauern werden als Helden der sozialistischen Arbeit und der landwirtschaftlichen Produktion gezeigt, hoch dekorierter Militärs sind die tapferen Helden des Friedens. Nur Genosse Minister Erich Mielke, Mörder der beiden Berliner Polizisten Lenk und Anlauf[61] darf lediglich dem Genossen Minister Heinz Hoffmann die Glückwünsche der Partei der Arbeiterklasse überbringen. Danach überreichen Thälmann-Pioniere dem Minister selbst gebastelte Geschenke für erkrankte Grenzsoldaten. Das z.B. Soldaten Geschenke erkrankten Arbeitern überbringen, kommt in den Drehbüchern nicht vor, statt dessen lassen sich die Militärs hofieren wie die Kurtisane eines Adligen am Hof.

Zentrales Thema vieler Produktionen des Filmstudios der NVA ist der Antifaschistische Schutzwall[62] (Sprecher O-Ton): „Das ist Berlin am 13. August 1964, unsere Hauptstadt, eine schöne Stadt, finden Sie nicht auch? Heute, drei Jahre nach dem 13. August 1961 lebt es sich in dieser Stadt besser, ist die Luft, die man atmet, sauberer, geht ihr Aufbau schneller. Wir haben das unsere getan, um einer Politik der Vernunft Gestalt und Festigkeit zu geben. Wir haben drei Jahre nach dem 13. August 1961 mit der Sowjetunion einen Freundschaftsvertrag abgeschlossen. Die Grenzen unseres Staates wurden dadurch garantiert. Der Frieden weiterhin gefestigt. Die Realität dieser Grenze muss heute jeder respektieren!“ Dazu werden Bilder von Ostberlin gezeigt, untermalt mit flottem Swing. „Über 25 000 Besucher aus aller Welt kamen seitdem zu den Beschützern dieser Grenze“. Auch in diesem Feature ist die Lobhudelei das wichtigste Element: Eine Frau überreicht einem Unteroffizier Rosen. Der Sprecher dichtet dazu (O-Ton): „In der Sprache dieser Französin drücken 13 charmant gereichte rote Rosen Liebe und Anerkennung für unsere Grenzsoldaten aus“. Ein Szenario dieser Art aus fotografierenden Besuchern direkt unter der Quadriga im Todesstreifen am Brandenburger Tor, im freundlichen Gespräch mit Grenzsoldaten, hat es nur für das Filmstudio der NVA zu Propagandazwecken gegeben. Niemand durfte den Todesstreifen frei begehen. Als Beleg dazu möchte ich an die Farbmarkierungen an den Masten der Lichtsperren erinnern. Sie dienten als „Linie der Feuerführung“[63] und als „Linie der vorderen Postenbegrenzung“[64]. Ein Grenzsoldat, der diese Linie überschritt wurde als Fahnenflüchtling betrachtet und musste ungeachtet der Linie der Feuerführung ohne Warnruf und Warnschuss – um es im DDR-Jargon zu schreiben – rücksichtslos vernichtet werden.

1966 besuchte das Filmstudio der NVA für den Beitrag „5. Jahrestag 13. August“[65] „Menschen unserer Tage, deren Arbeit und Mühen, Lernen und Spiel unsere Grenzsoldaten behüten!“ Am Schnittpunkt zweier Welten, an der „Grenze zwischen dem imperialistischen und dem sozialistischen Deutschland, dort, wo sich Freund und Feind gegenüber stehen“[66], sprach das militärische Filmteam mit Bürgern der DDR, um Ihre Meinung zu dieser, unserer Staatsgrenze zu erhalten. Diese O-Töne sind lediglich das filmische Vorspiel für die Rede des Ministers für Nationale Verteidigung. Bemerkenswert ist jedoch der Lehrer der im Grenzsperrgebiet gelegenen Allgemeinen polytechnischen Oberschule Barneberg. Lehrer (O-Ton): „Wie haben als Lehrer die besondere Aufgabe, unsere Schüler im Sinne der Politik unserer Partei und Regierung zu erziehen. Ihnen verständlich zu machen, welche Notwendigkeit unsere Staatsgrenze West hat. Wir wissen, dass unsere Grenze zuverlässig von unseren Genossen Grenzsoldaten hier geschützt wird. Diese Grenze garantiert uns, dass die westdeutschen Revanchisten mit ihren verbrecherischen Plänen nicht zum Ziele gelangen werden“ (Foto 3). Dann zeigt der Film die „Verbrecher“. Sprecher (O-Ton): „Hier sind sie angetreten, die Mitmarschierer der Erhardt, Seebohm, Barzel und Strauß. 29 verschiedene Landsmannschaften und etwa 50 Revanchistenverbände gibt es in Westdeutschland. Erneut wollen sie gen Osten reiten und noch nachträglich den Zweiten Weltkrieg gewinnen. Doch ihre Konzeption wurde durchkreuzt! Unsere Grenzsoldaten bilden gemeinsam mit der Bevölkerung der DDR eine unüberwindbare Barriere gegen Imperialismus und Krieg. Von ihnen sprach unser Minister für Nationale Verteidigung Armeegeneral Hoffmann (O-Ton): „Grenzsoldaten, die ich in diesen Wochen besuchte [...], haben diesen falschen Menschenfreunden [...] eine richtige Antwort gegeben. Sie lassen sich weder durch die falschen Töne der Menschlichkeit[67], noch durch Drohungen in unserem Dienst zum Schutz der Grenzen wankend machen. Wer unsere Grenze nicht respektiert, der bekommt die Kugel zu spüren! Und wenn wir schießen, dann dient das dem menschlichsten Ziel, zu verhindern, dass in einem Krieg Deutsche gegen Deutsche schießen müssen. Sie, als Grenzsoldaten [...] stehen jeden Tag an vorderster Linie unseres Kampfes. Sie stehen dem Feind [...] Auge im Auge gegenüber. Sie stehen jeden Tag bereits im Einsatz und zwar im Einsatz gegenüber einem Feind, der alle Mittel anwenden wird, um ihren Dienst zu stören[68], um sie zu hindern, die Grenzen unserer Deutschen Demokratischen Republik richtig und zuverlässig zu schützen. Und wenn sie schon diesen schweren Dienst leisten müssen, wenn sie schon vorn mit der Waffe in der Hand gegenüber dem Feind, der auch die Waffe in der Hand hat, stehen, dann sollen sie wissen, das hinter ihnen, und zwar unmittelbar hinter ihnen, eine Militärmacht steht, die jederzeit in der Lage ist - jederzeit – unter allen Bedingungen in der Lage ist, die Grenzen unseres sozialistischen Lagers zuverlässig zu schützen und dem Feind, wenn er es wagt, sie anzugreifen, bei sich zuhause, auf seinem Territorium, zu schlagen“.

Wie sehen die Mittel aus, die die Bundesrepublik benutzt, um den „Ehrendienst“ an der Zonen- und Sektorengrenze zu stören? In schneller Schnittfolge zeigt das Feature Bilder von: Großkundgebungen / Redner / Spruchband „Gerechtigkeit für Danzig“ / Deutsche Orden / Militär / Demonstranten in Berlin (West) hinter der Sperrmauer / Berliner winken ihren Angehörigen im Ostteil der Stadt zu / Flugblätter / eine Frau im Badeanzug (Foto 4 )/ Peugeot 404 / kess blickende Frau im Zimmer (Foto 5) / amerikanische Limousine / Wurfsendung amerikanischer Zigaretten / Plakat „Die Teilung ist unmenschlich. Der Schießbefehl ist kriminell“ / Willy Brandt am 17.06.1965. Das ist also der Angriff der Imperialisten auf den Sozialismus, für den es sich lohnt, unbewaffnete Menschen rücksichtslos zu vernichten. Winkende Menschen! Frauen am Strand! Zigaretten! Das also bedrohte den Sozialismus! Dafür also mordeten Ulbrichts Handlanger? Weil sie Humanisten waren! In der Armeefilmschau AFS 8/66 (1)[69] wird hinzufügt (Sprecher O-Ton): [...] Diesmal sollte das von ihnen gespaltene Berlin der Zünder sein. Der Zünder zum Dritten Weltkrieg! Das war der Plan: Spionage, Diversion, Wirtschaftssabotage und schließlich der offene militärische Angriff auf die DDR“. Da diese Vision des Schreckens mangels Material bildlich nicht umzusetzen war, zeigten die DDR-Filmschöpfer junge leicht bekleidete Frauen, die als Begründung für den „Antifaschistischen Friedensschutzwall“ herhalten sollten. Um den westlichen Schönheiten nicht auf den Leim zu gehen, zwang die militärische Führung ihre Volkssoldaten in den sozialistischen Wettbewerb[70]. In Besten- und Neuererkollektiven lernten und forschten die Armeeangehörigen in ihrer Freizeit zum Wohle der sozialistischen Heimat. Der Minister für Nationale Verteidigung dekorierte die Eifrigen mit dem Abzeichen für „Gutes Wissen“ oder mit der Verdienstmedaille der NVA. Dazu sagt Unterfeldwebel Nellersen (O-Ton): „Im Ausbildungsjahr 65/66 erreichte der Sicherungszug hervorragende Ergebnisse im sozialistischen Wettbewerb. 50% der Genossen wurden mit dem Bestenabzeichen ausgezeichnet, vier Genossen erreichten die Qualifikation mit dem Schießen der Schützenschnur und alle Genossen legten das Sportleistungsabzeichen in den jeweiligen Stufen ab. In der politischen Ausbildung wurden hervorragende Ergebnisse erreicht“. [...]. O-Ton Genosse Christoffersen: Jetzt bin ich das erste Mal in meinem Grenzabschnitt. Bis jetzt hat es hier noch keinen Grenzdurchbruch gegeben. Die Genossen, die vor mir hier waren, haben zuverlässig ihren Dienst hier versehen. Solange ich hier sein werde, wird es hier ebenfalls keinen Grenzdurchbruch geben. Das soll meine Verpflichtung zum VII. Parteitag sein. [...]. Aber das wichtigste muss sein für mich, die Grenze, meinen Postenabschnitt undurchlässig zu machen“. Das musste gesagt werden, denn Genosse Generaloberst Klaus-Dieter Baumgarten, Sohn eines Gärtners aus Werna im Kreis Nordhausen, Zimmermann und seit August 1979 Chef der Grenztruppen der DDR, diente 1949 als Volkspolizist in Ellrich. Als Anekdote möchte ich hinzufügen, dass Herr Baumgarten bei seinem Dienst in Ellrich erstmals mit „Günter Neumann und seinen Insulanern“ konfrontiert wurde. Ein Zug auf der Durchreise zur Leipziger Messe stoppte zur Kontrolle in Ellrich. Bei der Einfahrt in den Kontrollpunkt schallte aus den Abteilen das Lied „Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien“[71]. Der Text dieses humoristischen Liedes traf den jungen Grenzer so hart, das er bis heute die Spaltung Deutschlands damit in Verbindung bringt.[72]

Im Rundblick[73] wird wiederholt die Bundesrepublik auf das übelste verleumdet. Sprecher (O-Ton): „Grenzsoldat, der Feind, dem Du tagtäglich Auge im Auge gegenüberstehst, hat viele Gesichter! Mit freundlichem Lächeln und Liebesgaben tritt er Dir entgegen. Mit gezielter Gleichgültigkeit und Provokation. Doch Feind bleibt Feind! Ob Zöllner oder Bundesgrenzschutz, Dünsingpolizist oder Bundeswehrsoldat, brutal, raffiniert und skrupellos für den Bruderkrieg trainiert. Sie lernen das Killen unter Missbrauch unserer Uniform“. Diese Aussage ist filmisch unterstützt durch einen Grenzsoldaten, der von einem B-Turm die Grenzsperranlagen überwacht. Dabei sieht er quasi vor seinem ideologischen Auge zwei patrouillierende BGS-Beamte an der Zonengrenze / zwei lachende US-Soldaten (Foto) / Zigarettenschachteln (auf der Erde liegend, Foto) / lachende Soldaten (Foto) / freundlich blickende West-Alliierte (Foto) / Abbildungen vom Brudermord / Tafel mit der Aufschrift: „Foltern bei der Bundeswehr? Bundeswehrsoldaten üben in Uniformen von Ost und West optisch echten Bruderkrieg und Standhaftigkeit beim Verhör ..“. „Optisch echt“ dürfte an diesem Film nur die Fälschung mit dem Ziel sein, die Grenzsoldaten zu indoktrinieren, menschliche Gesten der Freundschaft und Brüderlichkeit als Provokation und Angriff zu bewerten, um immer gefechtsbereit zu sein, auf Schwestern und Brüder, auf Deutsche nach den Gesetzen des „Klassenkampfes“, d. h. rücksichtslos zu schießen. Am Schnitt ist die billige Machart erkennbar, zudem fehlen natürlich jegliche Quellenbelege und -beweise. Auf diese Bilder folgt (Sprecher O-Ton): „Menschlichkeit, sie wird durch Dich geübt! Für einen Grenzsoldaten gibt es nur eins: An unserer Staatsgrenze wird nach den Gesetzen des Klassenkampfes gehandelt. Der Grenzsoldat sorgt mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln dafür, dass sie von jedem respektiert wird.“ Unterlegt sind diese Worte mit filmischen Sequenzen einer Waffenausgabe bei den Grenztruppen: die Volkssoldaten rücken aus der Kaserne aus / Abfahrt zur Grenze / Absitzen am Grenzzaun und Magazin einsetzen / Waffe schultern und Abmarsch entlang der Sperranlagen, den Frieden zu sichern.

Der Dokumentarfilm „Auf Wacht an der Staatsgrenze[74] beginnt mit einer Silvesterparty. Zivilisten feiern zusammen mit Grenzsoldaten, die auch außerhalb des Dienstes ihre Uniform tragen. Eingeblendet werden immer wieder Bilder von Grenzsoldaten, die in Winteruniform bei Schnee und Kälte die sozialistische Republik schützen. Nach dem Anstoßen um 00.00 Uhr besuchen die Bürger die Grenzsoldaten im Dienst und überbringen Dankesgrüße und kleine Geschenke, um ihre tiefe Verbundenheit und ihren Dank auszudrücken. Sprecher (O-Ton): „Sie gehören zusammen, sind gemeinsam verantwortlich für den Schutz unseres Vaterlandes, Grenztruppen und Grenzbevölkerung“. Nach der Einleitung wird quasi dokumentarisch die Grenze erklärt, dazu der Sprecher (O-Ton): „Eine Grenze, die zwei Welten trennt. Sie scheidet das gestern von heute und sichert das morgen. Rund 1350 km ist sie lang, nicht nur schlechthin eine Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten, sondern westliche Grenze der sozialistischen Staatengemeinschaft. Gleiches gilt für die 160 km lange Grenze um Westberlin. Ein Beispiel dafür das Grenzen nicht zwangsläufig trennen müssen, sind jene Friedensgrenzen, die uns mit unseren sozialistischen Nachbarn brüderlich verbinden. 456 km lang ist die Grenze zur VR Polen, 463 die zur CSSR. 310 km Seegrenze sind den Matrosen der Grenzbrigade Küste anvertraut. Der Dienst an der Staatsgrenze zur BRD und zu Westberlin ist Klassenkampf. Hier stehen sich die stärksten Militärkoalitionen der Weltgeschichte auf Sichtweite gegenüber. Hier kann der geringste Zwischenfall unabsehbare folgen haben. Deswegen ist die Grenze militärisches Sperrgebiet. Deswegen sagen wir, die Haltung zu Ruhe und Sicherheit an dieser Grenze ist die Nagelprobe für die Haltung zu Frieden und Entspannung“.

Dann folgen die Lügen: Lüge 1: „Der Staatsvertrag zwischen der DDR und der UdSSR übertrug unserer Republik die volle Souveränität“. Lüge 2: „Damit ging auch die Bewachung und Kontrolle der Staatsgrenzen in die alleinige Verantwortung der Grenzsicherungskräfte der DDR über“. Lüge 3: „Als unmissverständliche Antwort auf die imperialistischen Aggressionspläne wurde vom Ministerrat der DDR [...] an den Grenzen der DDR eine solche Kontrolle eingeführt, wie es an den Grenzen jedes souveränen Staates üblich ist“. Lüge 4: „Das Aufstellen der Grenzsäulen machte die Staatsgrenze unseres Staates auch für alle Unbelehrbaren deutlich und erfolgte nach den Normen des Völkerrechts“.

Die politische Führung der DDR war sich dieser Lügen sehr bewusst, wiederholte sie aber vor ihrer Bevölkerung und ihren Grenz- und Volkssoldaten gebetsmühlenartig. In einem gemeinsamen Schreiben des Marschalls der Sowjetunion Kulikow und des Armeegenerals Gribkow[75] an das Landgericht Berlin heißt es, nachdem die damalige politische Lage kurz skizziert wurde: „Unter Berücksichtigung dieser Tatsachen war darum sowohl die politische als auch die militärische Führung der DDR nicht frei in ihren Entscheidungen. Die Führung der DDR konnte an der Grenze zur BRD und zu Westberlin eigenständig nichts unternehmen. Jegliche Veränderung der Ordnung an der gemeinsamen Grenze der Teilnehmerstaaten des Warschauer Vertrages erforderte die Abstimmung mit ihm, das heißt mit den höchsten Organen seiner Teilnehmerstaaten. Alleinige Entscheidungen der Führung der DDR in diesen Fragen waren ausgeschlossen, da Alleingänge die Interessen des Warschauer Vertrages berührt und ihn dadurch bedroht hätten.“ Abgesehen von Ausnahmen, die aber nicht die europäische Normalität widerspiegelten, gab es an keiner anderen europäischen Grenze Minen, Selbstschussanlagen und einen Schießbefehl. Als makabere Realität muss allerdings zur Kenntnis genommen werden, das die Genossen an der „sozialistischen Friedensgrenze“ zwischen Rumänien und Ungarn aufeinander schossen. Entsprechende Zwischenfälle mit Todesfolgen belegen, dass wenn ein Siebenbürger-Sachse oder ein Ungar nach Ungarn überwechseln wollte, die Rumänen von ihren Schusswaffen[76] Gebrauch machten.

Der „Internationalen Pakt für bürgerliche und politische Rechte der Vereinten Nationen“[77] vom 19.12.1966 wurde auch von der DDR ratifiziert. Gemäß Artikel 12 (2) steht es jedermann frei, jedes Land einschließlich des eigenen zu verlassen. In Artikel 14 heißt es weiter: „Niemand darf willkürlich das Recht entzogen werden, in sein eigenes Land einzureisen“. Sogar noch nach dem Fall der Mauer im November 1989 hat die DDR völkerrechtswidrige Massenausbürgerungen vorgenommen (Foto 6). Dass die „Staatsgrenze“ der DDR zur Bundesrepublik Deutschland zudem völkerrechtswidrig war, bestätigte der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte[78] in Straßburg in zwei Urteilen vom 22. März 2001.

Dann folgt im Dokumentarfilm die Unterstellung, dass die Bundesregierung die „wirtschaftliche Ausplünderung“ der DDR vorantreibt. „Das Ziel ist, „die DDR auszubluten und damit den Boden vorzubereiten für NATO-Aggressionspläne [...]“. Weiter heißt es, dass „die westdeutschen Imperialisten die DDR annektieren“ wollen. Eine besondere Rolle spielte dabei Westberlin. Von hier aus wollten sie das Tor nach dem Osten aufstoßen. Vorgesehen für den Tag X, an dem die DDR von der Landkarte verschwinden sollte. Der geplante Raubzug und einkalkulierte Weltbrand wurde durch die abgestimmten Maßnahmen der Warschauer Vertragsstaaten verhindert.“

Unbewußt lieferten dann die Macher des Filmstudios der NVA die wirklichen Gründe für die Absperrmaßnahmen. Sprecher (O-Ton): „Der Antifaschistische Schutzwall ermöglichte erst die weitere Entwicklung unseres Staates“. Das ist richtig, denn die Menschen rannten dem Pankower Regime in Massen davon. „Aber der Gegner wollte sich mit den Realitäten nicht abfinden. Steine, Brandsätze, Mord, Zerstörungen, immer wieder Provokationen standen auf der Tagesordnung“. Deshalb war es unbedingt erforderlich, die Offiziersschüler „auf den exakten Grenzdienst“ und „auf die tägliche Auseinandersetzung mit einem Gegner“ vorzubereiten, „der ständig versucht an unserer Staatsgrenze zu provozieren, das militärische Sperrgebiet zu ignorieren, die Grenze durchlässig zu machen“. Durchlässig war die Grenze für Grenzaufklärer der Grenztruppen und für Spione des Ministeriums für Staatssicherheit allemal. Die Tatsache der Agentenschleusungen über die Zonengrenze war dem Bundesgrenzschutz schon lange durch Protokolle übergelaufener Grenzsoldaten bekannt[79]. Aber erst am 22.11.1987 gelang es dem Verfassungsschutz in Zusammenarbeit mit dem BGS im Bereich Stumpfer Weg in Lübeck-Schlutup eine Agentenschleusung zu videografieren.[80] (Foto 7).

Um den Grenzsoldaten zu erklären, warum sogar eine freundliche Geste oder ein Gespräch mit Kindern des Klassenfeindes zu unterbleiben hat, wurde ihnen erklärt, dass die Bundesregierung zur „psychologischen Kriegsführung“ staatlich gelenkte Ausflüge von Schul- und Touristengruppen (Foto 8) an die Zonengrenze durchführt. Zudem bestünden die Aufgaben des Bundesgrenzschutzes darin, so das Filmstudio der NVA, als „Truppe des ersten Schusses“ „Grenzverletzern“ Feuerschutz zu geben und Provokationen zu ermöglichen bzw. zu inszenieren. Damit wurde jeder Besuch an der Demarkationslinie zur Grenzverletzung. Auf diese Weise ermittelten die Grenztruppen der DDR für den Zeitraum von 1973 bis 1977 6900 Provokationen. „Westberliner Polizei und Zoll organisierten oder duldeten sogar 16 000 Provokationen in fünf Jahren“. Selbstverständlich wurden die Absperrmaßnahmen von der Bevölkerung nicht widerstandslos hingenommen, immerhin zementierten die Pankower Maßnahmen die Teilung Deutschlands wider den Willen der Bevölkerung in Ost und West. Ein Extremfall: Ein Westberliner Schutzpolizist der dienstlich gegen protestierende Berliner von Fall zu Fall vorgehen musste war so frustriert durch die Brutalität der bewaffneten Organe der DDR an der Berliner Sektorengrenze und die eigene Hilflosigkeit, dass er beschloss ein weit hörbares Fanal zu setzen - er sprengte am 26. Mai 1962 die Mauer im Bereich Bernauer- / Ecke Schwedter Straße[81]. Dieses Gefühl, etwas gegen die unmenschliche Politik der SED unternehmen zu müssen, war in vielen Köpfen beiderseits der Zonen- und Sektorengrenze vorhanden. Um grundsätzlich sicherzustellen, das nur 100 % SED-Befürworter im 500 Meter Schutzstreifen und im 5 km Sperrgebiet wohnen, zwangsevakuierten die bewaffneten Organe der DDR in der Aktion „Ungeziefer“[82] und Aktion „Festigung“[83] unliebsame Bürger und deportierten sie ins Binnenland.

Zurück blieben Menschen, die scheinbar mit dem System der SED kooperierten und sich zu willenlosen Helfern degradieren ließen. Deshalb darf die Bürgermeisterin von Hirschberg Anneliese Dietrich verkünden (O-Ton): Ich darf sagen, das wir mit unserer gesamten Leitungstätigkeit und massenpolitischer Arbeit davon ausgehen, das jede Grenzsicherungsanlage – mag sie auch noch so modern sein – in irgendeiner Form und irgendwann überwindbar ist, wenn wir nicht verstehen, mit unseren Bürgern gemeinsam Voraussetzungen zu schaffen [...], um alle Verletzungen der Grenzsicherheit abzuwenden. Weiter heißt es (Sprecher O-Ton): „Als freiwilliges Kollektiv schützen freiwillige Grenzhelfer, meist Veteranen, zusammen mit den Grenzern die Staatsgrenze.

Diese Sätze bilden die nun schon allzu gut bekannte Überleitung zu dem folgenden Propagandagesang (Sprecher O-Ton): Der Dienst an der Staatsgrenze zur BRD und zu Westberlin ist Klassenkampf. Hier stehen sich die stärksten Militärkoalitionen der Weltgeschichte auf Sichtweite gegenüber. Hier kann der geringste Zwischenfall unabsehbare Folgen haben. Deshalb ist die Grenze militärisches Sperrgebiet. Deshalb sagen wir, die Haltung zu Ruhe und Toleranz an dieser Grenze ist Nagelprobe für die Haltung zu Frieden und Entspannung“.

Mit keinem Wort wird erwähnt und erklärt, wieso der Klassenfeind aus dem Westen im Transit den Sozialismus durchqueren darf, warum der „Imperialist“ in die DDR einreisen darf, um Freunde zu besuchen, um Urlaub zu machen oder um an Messen teilzunehmen. Keine Bilder zeigen westliche Grenzsperranlagen, keine Schüsse hallen über den Zaun und keine Bundesbürger verbluten im Stacheldraht. Stattdessen wird dem Betrachter ein Feindbild eingebläut, für das es keine sichtbare Entsprechung, sondern nur Widersprüche gibt: z.B. der Streckmetallzaun des 1. Sperrelements feindwärts kann ohne Gefahr vom Westen aus abgeschraubt und demontiert werden. Auch die Selbstschussanlagen konnten – bewiesen von Michael Gartenschläger[84] - vom Westen aus gefahrlos entschärft und demontiert werden. Der Kfz.-Sperrgraben verhinderte lediglich die Bewegungsrichtung von Fahrzeugen nach Westen, nicht aber umgekehrt. Zudem war der gesamte Aufbau der Grenzsperranlagen spiegelverkehrt. Aus dem Hinterland der DDR in das Sperrgebiet eindringende Flüchtlinge sollten am Grenzsignalzaun Alarm auslösen, um vor Erreichen der Minen und des letzten Zaunes verhaftet oder vernichtet werden zu können. Aus der Sicht der westlichen Militärs oder des Bundesgrenzschutzes[85] stellte der verzinkte Streckmetallzaun kein Hindernis dar.

Im Dokumentarfilm Grenzposten[86] werden die Aufgaben von Posten und Postenführer an der Staatsgrenze West dargestellt. Einzigartig ist die filmische Überlieferung der Vergatterung der Grenzsoldaten bei Dienstantritt mit der Formel „ Der 1. Zug sichert den Sicherungsabschnitt 1 bis 3 der Kompanie mit der Aufgabe, Grenzdurchbrüche nicht zuzulassen, Grenzverletzer vorläufig festzunehmen bzw. zu vernichten und den Schutz der Staatsgrenze unter allen Bedingungen zu gewährleisten“.

Die Einschwörungsformel „Grenzverletzer sind zu vernichten“ bezog sich auf alle Menschen, die sich den Grenzen der DDR zur Bundesrepublik und Berlin näherten. Durch Anwendung der Schusswaffe starben z.B. der westdeutsche Journalist Kurt Lichtenstein (U10.12.1961) und der ehemalige DDR-Bürger und freigekaufte Michael Gartenschläger (U30.04.1976). Insgesamt mussten aufgrund des Schiessbefehls und der Völkerrechtswidrigkeit[87] der DDR-Grenze 474[88] Menschen sterben. Die Tätigkeit der „Schöpferkollektive“ des Filmstudios der NVA muss als aktive Mithilfe am Mord von unschuldigen Menschen betrachtet werden, weil sie die Grenz- und Volkssoldaten einschworen, Menschen, die weglaufen wollten und zudem noch unbewaffnet waren, mit militärischer Präzision in den Rücken zu schießen. Das dies auch so von der DDR-Führung gesehen wurde, bestätigte der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke am 28. April 1989 als er wortwörtlich sagte: „Ich will euch überhaupt etwas mal sagen Genossen, wenn man schon schießt, dann muss man das so machen, dass nicht der Betreffende noch weg rennt, sondern dann muss er eben dableiben, bei uns. Ja – so ist die Sache! Was ist denn das! 70 Schuss los ballern und der rennt nach drüben und die machen eine richtige Campagne. Da haben sie recht, Mensch, zu schießen! Soll'n sie doch eine Campagne machen. Wie hat Heinz Alberts gesagt: Schieß das Scheißhaus (ha ha ha)! Das kann man ruhig ein bisschen lustig machen. Na ist doch klar, hör mal zu Mensch ...!“ Das ist ein Aufruf, eine Aufforderung, sogar ein Befehl des Ministers für Staatssicherheit für die vorbildlichen Genossen der Grenz- und Volkssoldaten beim sozialistischen Ehrendienst an der Grenze rücksichtslos „Grenzverletzter“ zu vernichten. Übrigens war etwa jeder 10 Armeeangehörige ein Spitzel[89] für die Firma.

Fazit: Für ihre schöpferischen Taten bei der filmischen Umsetzung völkerrechtswidriger Befehle wurde das Filmstudio der NVA mit dem Vaterländischer Verdienstorden, dem Ordenbanner der Arbeit, der Verdienstmedaille der DDR und mit dem Kampforden für Volk und Vaterland ausgezeichnet. „Während Filme des Militärs über das Militär wenig über das tatsächliche innere Gefüge oder das Verhältnis von Militär zur Gesellschaft verraten“[90], so sind sie doch wort- und bildgewaltige Kaleidoskope plumper Propaganda und zugleich schockierende Zeugnisse des Untergangs der SED-Diktatur.

Bildunterschriften

Foto 1: Bundeskanzler Adenauer mit erhobener Hand vor weißem strukturlosem Hintergrund, AFS 5/62 (4) Meer des Friedens

Foto 2: Von dem Porträt Adenauers wird auf dieses Schnittbild umgeschnitten, um die Assoziation zu erzeugen, der Bundeskanzler hat auf einem Kriegsschiff gesprochen, AFS 5/62 (4) Meer des Friedens

Foto 3: Foto 3: Lehrer der Allgemeinen polytechnischen Oberschule Barneberg, AFS 7/66 (1) 5. Jahrestag 13. August, 1966, s/w

Foto 4: Sogar diese Frau - propagierte das Filmstudio - störe den Ehrendienst der Grenzsoldaten. Der Bikini als psychologische Waffe in der hinterhältigen Kriegsführung der Bundesregierung sollte Grenzer zur Fahnenflucht bewegen, AFS 7/66 (1) 5. Jahrestag 13. August, 1966, s/w

Foto 5: Die Armeefilmschau will den Betrachtern suggerieren, dass sogar diese Frau aus ihrem Wohnzimmer heraus den Ehrendienst der Grenzer beim Schutz der Republik stört, AFS 7/66 (1) 5. Jahrestag 13. August, 1966, s/w.

Foto 6: Am 25.11.1989 bei der Ausreise nach Berlin (West)-Kreuzberg ungültig gestempelter Pass eines DDR-Bürgers. Die Führung der DDR behielt ihre völkerrechtswidrigen und kriminellen Praktiken bis in den Untergang bei.

Foto 7: Videografierte Schleusung von Agenten der DDR über die innerdeutsche Grenze durch den Verfassungsschutzes und des Bundesgrenzschutzes)

Foto 8: Mit diesem Foto eines BGS-Beamten in einem Reisebus erklärten die Macher des Dokumentarfilms „Auf Wacht an der Staatsgrenze“ die psychologische Kriegsführung der Bundesregierung, die Schulkinder und Touristen als Kriegswaffe einsetzte.



[1] Mündliche Mitteilung durch Sachbearbeiterin der BStU am 02.03.2005.

[2] Im Bundesarchiv-Militärarchiv, Freiburg i. Br. lagern Akten unter der Bestandsbezeichnung DVP 3-3 „Filmstudio der NVA“ mit einem Umfang von 84 Aktenordner (2,5 lfm) und einer Laufzeit von 1962 bis 1975. Der Bestand besteht aus Drehbüchern, Filmszenarien, Produktionsplänen, Berichten über Filmfestspiele

[3] Sona, H.: Klar zur Aufnahme, in: Filmspiegel Nr. 23, 1964, Seite 8

[4] Kampf um Höhe 207, Regisseur Karl-Ernst Schmidt, Kamera Reiner Bachmann

[5] Lange, Helmut: ... damit du friedlich leben kannst, 25 Jahre Filmstudio der Nationalen Volksarmee, in: Filmspiegel Nr. 2, 1986, Seite 6

[6] 261 - In eigener Sache, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[7] ebenda

[8] ebenda

[9] Dokumentarfilme: D 318 - Dem Frieden verpflichtet, 1981, s/w, 64:30 Min., D 337 Studiofilm 1981, s/w, 25 Min., D 432 Die NVA der DDR, Folge 16, 22:28 Min.

[10] Militärische Ausbildung: D 103 - Offiziersschüler, D 115 - Drei Semester Artillerie, D 119 - Bewährung am Himmel, D 182 - Unteroffizier Schmantek, D 200 - Klassenauftrag Disziplin, D 226 - Gefreiter sein dagegen sehr, D 256 - Auch nicht eine Minute, D 264 - Waffen in Meisterhand, Bewaffnung und Ausrüstung der Landstreitkräfte, D 387 - Die Schule der Tapferkeit.

[11] Filmmagazine, z.B.: AFS 10/66 (3) Im Rundblick, Teil 1: Vorbereitung zum Herbstmanöver der sozialistischen Armeen, Teil 2: Flottenübung der Volksmarine, Teil 3: Hundeführer im Grenzdienst, Teil 4: Mal angenommen, Teil 5: Simsalabim oder AFS 1/66 (4) Filmnotizen: Teil 1: Gästebuch der Stadtkommandantur, Teil 2: Lokbauer VEB Potsdam – Babelsberg, Teil 3: 10. Jahrestag NVA, Kommando Doppelgeburtstag, Teil 4: Besuch im Armeefilmstudio, Teil 5: Oktobersturm

[12] Lange, Helmut: ... damit du friedlich leben kannst, 25 Jahre Filmstudio der Nationalen Volksarmee der DDR, in: Filmspiegel Nr. 2, 1986, Seite 6

[13] D 261 - In eigener Sache, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[14] Dem Frieden verpflichtet, DDR, 1980/1, 66 min, Dokumentarfilm, Erstaufführung: 10.02.1981, DDR Kino, International, Buch Reiner Bachmann, Matthias Blochwitz, Regie: Reiner Bachmann, Matthias Blochwitz

[15] Tauglich für den „Ehrendienst“?, Bruchstellen im Sicherheitssystem, Informationstafel im Foyer der BStU, Otto-Braun-Str. 10-12, Berlin-Mitte

[16] D 293 - Auf Wacht an der Staatsgrenze, Regie: Reiner Bachmann (Friedrich-Engels-Preisträger)

[17] Ca. 34 bzw. 50% der rund 200000 Angehörigen der NVA und der 40000 Grenzsoldaten waren Wehrpflichtige, in: Tauglich für den „Ehrendienst“?, Bruchstellen im Sicherheitssystem, Informationstafel im Foyer der BStU, Otto-Braun-Str. 10-12, Berlin-Mitte

[18] Zur militärischen Indoktrinierung der Jugend in der Schule und in der GST kamen folgende Filme zum Einsatz: D 159 - Ich werde Offizier, D 164 - Soldat von Morgen, Anforderungen und Durchführung der vormilitärischen Ausbildung der Jugend, D 187 - Schule und Landesverteidigung, Teil 1 bis 3, D 199 - Ein Beruf für mich, D 240 - Meiner ist bei den Soldaten, Drei junge Mädchen berichten ..., D 270 - Waffenbrüder von morgen, D 306 - .. und morgen mit MPi und Spz., D 440 - Vorwärts Nachwuchs, D 509 - Bald bin ich Pionier

[19] Zum Bereich Militärtechnik gehörte das Militärtechnische Magazin, z.B. D 049 - Militärtechnisches Magazin 1/65

[20] Selbstdarstellungen des Filmstudios in: D 260 - Der schnellste Film, D 261 - In eigener Sache. Ein Film über die Entwicklung der Armeefilmschau, D 286 - Studiofilm 1978 - Selbstdarstellung des Filmstudios in Berlin-Biesdorf, D 337 - Studiofilm 1981, Das Armeefilmstudio der NVA stellt sich vor, D 441 - In Sachen Film

[21] Sonderausgaben, z.B.: D 104 - Oktoberereignisse 1967, D 121 - Deutschlandtreffen 1964, D 162 - Parade der NVA Land-, Luft- und Seestreitkräfte

[22] Historienfilme: z.B.: D 104 - Oktoberereignisse, D 112 – Der Rote November lebt, D 128 - Scharnhorst-Schöpfer der Volksbewaffnung, D 137 - Sieg über Kapp, D 257 – Die Stalingrader Nacht, D 620 - Unter Roter Flagge

[23] Portraits: z.B.: D 296 - Josef Schütz, Erinnerungen eines Kommunisten, D 417 - Wilhelm Piek - aus einem Kämpferleben, D 475 - Erinnerungen an ein Kämpferleben (Josef Kiefels, Mitarbeiter im MfS)

[24] Garnisonsgeschichten z.B.: D 043 - Garnisonsgeschichten, D 086 - Zwischen Postengängen, D 091 – Reservisten, D 127 – Beruf: Soldat, D 185 - Internationalisten, D 195 - Unser Kommandant, D 211 - Auch an Wochenenden, D 309 – Eine Stadt und ihre Soldaten

[25] Satirische Beiträge wurden vom Amateurfilmstudio produziert, z.B.: AFS 3/61 (12) Schütze Wagemut, AFS 2/62 (6) Pechvogel, AFS 6/64 (8) Soldat Kalle auf Spähtrupp, AFS 10/66 (3) Im Rundblick, Teil 4: Mal angenommen, Teil 5: Simsalabim

[26] Bundesrepublik Deutschland: z. B.: D 170 - Gedrucktes Gift, D 210 - Abgrenzung, D 267 - Trau ihrem Frieden nicht, D 410 - Deutsche Parolen, D 473 - Profit mit Politik und Waffen

[27] Verunglimpfung der Bundeswehr: z. B.: 168 - Die Bundeswehr der BRD, D 190 - Krieg in der vierten Dimension, D 434 - Den Feind im Visier, D 442 - Die Bundeswehr auf NATO-Kurs

[28] Verunglimpfung der NATO: z.B.: D 300 - NATO auf Kriegskurs, D 359 - Kriegspläne für Europa, D 384 - Zum Erstschlag bereit, D 539 - Die Generäle der NATO, D 602 - Wenn NATO-Generäle träumen

[29] Die Mörder sind unter uns, Buch und Regie Wolfgang Staudte, DEFA 1946, 85 min.

[30] Ehe im Schatten, Literaturverfilmung, Drama, Buch und Regie: Kurt Maetzig, DEFA 1947, 105 min, s/w.

[31] Affäre Blum, Regie Erich Engel, Buch Robert A. Stemmle, DEFA, 1948, 110 min, s/w.

[32] Berlin spricht zur Zone, Nr. 893, Erstausstrahlung am 14.01.1953, RIAS Berlin (DC-395, 1953, CD 1/1 - Take 3)

[33] Günter Neumann und seine Insulaner, Aufnahmen aus den Jahren 1951-1954, RIAS Berlin, CD 3/8, Take 3, „Können Sie mir sagen, warum?

[34] Kleines politisches Wörterbuch, Seite 557, Dietz Verlag, Berlin 1978

[35] ebenda

[36] ebenda

[37] Holzweißig, Die schärfste Waffe der Partei, passim, dort auch die neueste Literatur

[38] AFS 1/61 (1) 5. Jahrestag NVA, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[39] AFS 3/62 (1) Dokument der Vernunft, Kamera: Heinz Killau, Reiner Bachmann, Schnitt: Ursula Walter, Redaktion: Hauptmann Karl-Heinz Pappe, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[40] Kleines politisches Wörterbuch, 3., überarbeitete Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1978

[41] AFS 3/62 (2) Das Aktiv tagt, 1962, s/w

[42] ebenda

[43] AFS 3/62 (1) Grenzsoldaten in Treptow, 1962, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[44] AFS 3/67 (1) Gefechtsbereitschaft, 1967, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[45] ebenda

[46] ebenda

[47] Grenzzwischenfall am Südrand des Kattlocher Busches, Abschrift, Zollkommissariat Brome, 12.10.1961, Akte B12, Bd. 210a, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin

[48] Akte B12 Bd. 210a, SPD-Pressedienst, P/XVI/231, 13. Oktober 1961, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin

[49] Leiche Lichtensteins in der Zone verbrannt, in: Die Welt, 19.10.1961

[50] Fernschreiben (offen), aus Bonn (bmi), aufgegeben: 21.10.1961, 0930 Uhr, Akte B12. Bd. 210a, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin

[51] AFS 3/67 (1) Gefechtsbereitschaft, 1967, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[52] AFS 3/67 (1) Gefechtsbereitschaft, 1967, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[53] Geboren 1955 - erschossen 1966, Der Tod eines Zehnjährigen an der Berliner Mauer, ein Film von Simone Warias und Friedrich Herkt, 2001

[54] AFS 5/62 (4) Meer des Friedens, 1962, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[55] AFS 1/64 (5) Grenzboot Jurat – auf richtigem Kurs, 1965, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[56] Berlin spricht zur Zone, Bandarchiv, DeutschlandRadio, Signatur: 217 433, Take 1

[57] Akte B12 Bd. 210 a, Propagandaplakat zur Beruhigung der Grenzbevölkerung, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin

[58] Akte B12 Bd. 210 a, Propagandaplakat zur Beruhigung der Grenzbevölkerung, Politisches Archiv des Auswärtigen Amts, Berlin

[59] Aus der Zone - Für die Zone, RIAS, Abteilung / Referat: Politik, zusammengestellt vom Bonner Korrespondenten Helmet Meyer-Dietrich, Sendung am 8.8.1961, Signatur: 217433, Take 1

[60] AFS 3/64 (3), 8 Jahre NVA, 1964, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[61] Js. 1955/90 Ks, Strafsache gegen Erich Mielke, in: Wilfriede Otto, Erich Mielke, Biographie, Seite 703-4, Berlin, 2000

[62] AFS 9/64 (3) - Drei Jahre Antifaschistischer Schutzwall, 1964, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[63] Mündliches Gespräch mit Oberstleutnant a. D. Peter Thomsen am 16.3.2005

[64] ebenda

[65] AFS 7/66 (1) 5. Jahrestag 13. August, 1966, s/w.

[66] ebenda

[67] Was der Minister für Staatssicherheit Erich Mielke von Menschlichkeit hielt, wird durch folgenden Tonbandausschnitt deutlich: „Wir sind nicht davor gefeit, dass wir einmal einen Schuft unter uns haben. Wenn ich das schon jetzt wüsste, würde er ab morgen nicht mehr leben. Kurzer Prozess, weil ich ein Humanist bin. Deshalb habe ich solche Auffassung. [...] Das ganze Geschwafel von wegen nicht Hinrichtung und nicht Todesurteil - alles Käse, Genossen. Hinrichten, wenn notwendig auch ohne Gerichtsurteil.“ Quelle: Stasi-Ausstellung Leipzig, Mielke 1982, Ausschnitt eines Stasi-Tonbandprotokolls einer Konferenz hoher Stasi-Offiziere nach der Flucht von Werner Stiller

[68] AFS 8/66 (1) - 5. Jahrestag Mauerbau, 1966, s/w, , Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[69] AFS 8/66 (1) - 5 Jahre Mauerbau, 1966, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[70] 12/66 (2) - Soldatenwort - Soldatentat, 1966, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[71] Günter Neumann und seine Insulaner: Trizonesien Song, DeutschlandRadio Berlin, Signatur: 91-18921

[72] Generaloberst a. D. Klaus-Dieter Baumgarten: Pressekonferenz am 12.08.2004

[73] AFS 3/66 (3) - Im Rundblick, 1966, s/w, Streitkräfteamt Abt. 1, IMZBw, Bereich Zentrale Aufgaben ZA 4, St. Augustin

[74] D 293 Auf Wacht an der Staatsgrenze, Fachberatung Oberstleutnant Horst Liebig, Autoren: Oberstleutnant Günter Schneider, Oberstleutnant Reiner Bachmann, Dramaturgie: Günther Schröder, Trick: Ingrid Bentin, Detlef Schmidt, Herbert Brodien, Schnitt: Wilma Steinhagen, Schilder Bachmann, Ton: Lothar Kampf, Jochen Richter, Kamera: Rudolf Völker, Ulrich Rohloff, Reiner Bachmann, Produktionsleitung: Gerhard Kuntz, Regie: Reiner Bachmann (Friedrich-Engels-Preisträger)

[75] Schreiben von Marschall Kulikow und Armeegeneral Gribkow an der Landgericht Berlin, abgedruckt in: Die Grenzen der DDR, Geschichte und Hintergründe von Klaus-Dieter Baumgarten Peter Freitag, Berlin, 2004

[76] Die Rumänen hatten einen Schiessbefehl, um ihre Grenze zum sozialistischen Bruderland Ungarn mittels Waffengewalt zu schützen! Zeitzeugeninterview mit Dr. jur. Axel Hartmann am 24.3.2005, in: Die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze aus der Sicht der Grenztruppen der DDR, Multimediales Dokumentations- und Forschungsprojekt von Ralf Gründer, unveröffentlicht

[77] BGB I I 1973 II 1553

[78] Fricke, Karl-Wilhelm: „Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten“, Zur Ahndung von Tötungsdelikten an Mauer und Stacheldraht, in: Die Politische Meinung, Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Nr. 381, August 2001

[79] Aufklärung an der SBZ-DL, Besondere Information, Quelle: Greso der NVA, Stand 9.5.1965, in: Die Berliner und die innerdeutsche Grenze aus der Sicht der „Grenztruppen“ der DDR, Multimediales Dokumentations- und Forschungsprojekt zur Zeitgeschichte von Ralf Gründer, unveröffentlicht

[80] Videografierte Agentenschleusung des Verfassungsschutzes, in: Die Berliner Mauer und die innerdeutsche Grenze aus der Sicht der „Grenztruppen“ der DDR, Multimediales Dokumentations- und Forschungsprojekt zur Zeitgeschichte von Ralf Gründer, unveröffentlicht

[81] Zeitzeugeninterview mit Hans-Joachim Lazai, in: Die Berliner -Mauer und die innerdeutsche Grenze aus der Sicht der „Grenztruppen“ der DDR, multimediales Dokumentations- und Forschungsprojekt von Ralf Gründer, unveröffentlicht

[82] Zwischen Mai und Juni 1952 werden rund 11000, als unzuverlässig eingestufte Menschen, unter unwürdigen Begleitumständen und teilweise mit Gewalt ins Innere der DDR verbracht, siehe: Jürgen Ritter und Hans-Joachim Lapp: Die Grenze, Ein deutsches Bauwerk, Seite 22

[83] Etwa 3000 unzuverlässig Elemente werden im Oktober 1961 entlang den Grenzen zwangsweise ins Binnenland der DDR umgesiedelt, siehe: Jürgen Ritter und Hans-Joachim Lapp: Die Grenze, Ein deutsches Bauwerk, Seite 26

[84] Lothar Lienicke, Franz Bludau: Todesautomatik, Die Staatssicherheit und der Tod des Michael Gartenschläger an der Grenzsäule 231, Hamburg 2001, Internet: http://www.todesautomatik.de

[85] Zeitzeugeninterview mit Peter Matera, in: Die Berliner und die innerdeutsche Grenze aus der Sicht der „Grenztruppen“ der DDR, Multimediales Dokumentations- und Forschungsprojekt zur Zeitgeschichte von Ralf Gründer, unveröffentlicht

[86] D 196 - Grenzposten, ein Film von Oberstleutnant E. Bold, Günter Schröder, Peter Flughaupt (Uffz d.R.), Jochen Richter, Karl Ernst Sasse, Wilma Steinhagen, Gerhard Kunz, Rudolf Völkel und Reiner Bachmann (Utln. d.R.), s/w, 20:30 Minuten

[87] Karl-Wilhelm Fricke: „Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten“, Zur Ahndung von Tötungsdelikten an Mauer und Stacheldraht, in: Die politische Meinung, Monatsschrift zu Fragen der Zeit, Nr. 381, August 2001

[88] Henning Rosenau: Tödliche Schüsse im staatlichen Auftrag, Die strafrechtliche Verantwortung von Grenzsoldaten für den Schusswaffengebrauch an der deutsch-deutschen Grenze, Nomos Universitätsschriften : Recht ; Bd. 220, Diss. 1996

[89] Tauglich für den „Ehrendienst“?, Bruchstellen im Sicherheitssystem, Informationstafel im Foyer der BStU, Otto-Braun-Str. 10-12, Berlin-Mitte

[90] Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernhard Chiari, Matthias Rogg und Wolfgang Schmidt, R. Oldenbourg Verlag, München 2003