Der ehemalige Volks- und Grenzpolizist Peter Neumann spricht über dias SED Mordopfer Horst Michael Schmidt. Video: © Ralf Gründer, 11.12.2008

Am 30. November 1984 wollte Michael-Horst Schmidt seine Flucht durchführen. Kurz vor Mitternacht kam er schon leicht angetrunken zum S-Bhf Wollankstraße / Ecke Schulzestraße; dort kannte er sich relativ gut aus. Er holte sich Leitern aus der Wollankstraße 112 und ging damit zur Schulzestraße 24, durchquerrte das Haus und überstieg mithilfe der mitgeführten Leiter den Hinterlandzaun. Schon dabei wurde er von den Grepos W. und H. auf dem B-Turm entdeckt. Zusätzlich löste er beim Überwinden des Grenzsignalzauns Grenzalarm aus.

Der Grepo W eröffnete das Feuer vom B-Turm aus, während der Grepo H. entlang der Vorderlandmauer Michael-Horst Schmidt unter Beschuss nahm. Gegen 03:00 Uhr, Michael-Horst Schmidt hatte die Vorderlandmauer schon fast überstiegen, wurde er getroffen und stürzte verletzt zurück in die Todeszone.

Die Festnahme des Schwerverletzten (Lungenschuss) erfolgte um 3:18 Uhr.

Einer der Soldaten trat den Verletzten mit Füßen, offenbar in der Absicht, sich zu vergewissern, ob der Getroffene noch lebe.

Erste Hilfemaßnahmen wurden dem Verletzten verwehrt, stattdessen wurde er geschlagen und an Armen und Beinen gepackt über den Boden zum B-Turm gezerrt.

Anschließend wurde er in ein Fahrzeug verbracht und zu einem noch nicht fertiggestellten Beobachtungsturm gefahren, wo er ⇒ ca. 45 Minuten in halb sitzender, halb liegender Position vor dem Tor zum Grenzbereich hilflos zubrachte.

Erst gegen 04:25 Uhr wurde der Verletzte mit einem Trabant-Kübelwagen in das VP-Krankenhaus (Scharnhorststraße) abtransportiert. Die Einlieferung fand allerdings erst gegen 05:30 bzw. 06:00 Uhr statt. 

d.h. die Grenzsoldaten brauchten 65 bis 95 Minuten für eine Distanz von 7700 Metern.

Um ⇒ 06:20 Uhr wurde der Tod durch innere und äußere Verblutung festgestellt.

Die Todesschützen Udo W und Uwe H. wurden am 01.12.1984 mit der Medaille für den vorbildlichen Grenzdienst ausgezeichnet.

 

Im Mauerschützenprozess am 05.02.1992 wurden die Schützen wegen gemeinschaftlichen Totschlags angeklagt und verurteilt.

Fleischer Udo W.: 1 Jahr und 6 Monate,

Elektromonteur Uwe H.: 1 Jahr und 9 Monate

Beide Strafen wurden zur Bewährung ausgesetzt!!!


Tipp 1: Bericht über den Aufbau der Volkspolizei in der sowjetischen Besatzungszone : Stand .. / erstattet vom Bundesminister für Gesamtdeutsche Fragen in Bonn. -
1.1950,Sept.. - 1. - Bonn

Tipp 2: Die Volkspolizei : von der Partei geführt, der Arbeiterklasse treu ergeben, mit der Sowjetunion für immer verbunden / [hrsg. in freundl. Zsarb. mit der Politischen Verwaltung des Ministeriums des Innern der DDR]. - Dresden : Verl. Zeit im Bild, 1975. - 188 S. : überw. Ill.

Tipp 3: Das große Buch der Deutschen Volkspolizei : Geschichte, Aufgaben, Uniformen / Dieter Schulze. - Berlin : Das Neue Berlin, 2006. - 256 S. : zahlr. Ill., Kt.
ISBN 978-3-360-01080-3

Tipp 4: Die Berliner Mauer / Hrsg.: Neuköllner Heimatverein. - 
[2]. Das Journal der Volkspolizei vom 13. bis 24. August 1961. - Berlin : Neuköllner Heimatverein, 2002. - [39] S.
(Mitteilungsblatt / Neuköllner Heimatverein ; SH 2002,2)

Tipp 5: Loik, Hans Gerhard
Freund und Helfer - Volkspolizei / Gerhard Loik. - Halle (Saale) : Mitteldt. Verl., 1950. - 32 S.
(Werner und Peter auf Entdeckungsfahrten ; 14)

Tipp 6: Gesetz über die Aufgaben und Befugnisse der Deutschen Volkspolizei. - Berlin Ost : Ministerium des Innern, Publikationsabt., 1981. - 126 S. ; 8 x 5,5 cm