Schema des ersten Sperrelements (,feindwärts') des „Antifaschistischen Schutzwalls″ in Stützwandelementbauweise.

Von den Stützwandelementen gab es mehrere Modifikationen.

Grenzmauer in Segmentbauweise. Quelle: BStU | K 752/3/001 - Grenzsicherungsanlagen und -technik, 1988, Signatur: K-752-3-001-453

Grenzmauer in Segmentbauweise. Quelle: BStU | K 752/3/001 - Grenzsicherungsanlagen und -technik, 1988, Signatur: K-752-3-001-453

Der Vorteil dieser Mauer gegenüber der Mauer der ,zweiten' Generation bestand darin, dass sie aus vorgefertigten Stahlbetonfertigteilen bestand und vor Ort nur noch auf halbwegs ebenen Untergrund aufgestellt werden musste. Anstelle von Pfeilern, die 1,5 Meter tief im Erdreich einbetoniert werden mussten, genügte bei dieser Bauart ein ebenes Magerbetonfundament, auf dem die Segmente UL 12.41 aufgestellt werden konnten.

Die Stützwandelemente UL 12.41 wurden im VEB Baustoffkombinat Neubrandenburg mit Sitz in Malchin aus Stahlbeton B 300 mit folgenden Abmessungen hergestellt:

Maße: 3600 mm hoch, 1200 mm breit und 100 mm stark

Der Fuß hatte eine Standfläche von 2,52 Quadratmetern. Ein Segment besaß ein Gewicht von 2,750 Tonnen und kostete in der Herstellung 831 Ost-Mark (Stand 1986).

Bei der Montage wurden die Stützwandelemente mit einem NVA-Kranwagen nebeneinander auf das Fundament gestellt. Den Abschluss dieser auch aus Grenzmauer-75 bezeichneten Mauer bildete ein aufgesetztes Betonasbestrohr. Dadurch, dass das Rohr mit einer Länge von vier Metern drei Stützwandelemente abdeckte, erhöhte sich die Standfestigkeit enorm.

Die im VEB Asbestzementwerk „Otto Grotewohl″ hergestellten Rohre waren:

Maße: 4 Meter lang und hatten einen Durchmesser von 40 Zentimetern bei einer Wandstärke von 25 Millimetern.

Jedes Rohr wog 390 kg und kostete 1986 168 Mark Ost.

Die Grenzmauer-75 war die technische Supermauer!!! Mit 3,6 Meter Höhe war sie ohne Hilfsmittel nicht mehr zu übersteigen. Zudem bot die glatte dichte Wand "Saboteuren" keine Angriffsfläche, Sie war einfach aufzustellen und erforderte nur geringe Wartungskosten. Zudem ersetzte die L-förmige Bauform der Stützwandelemente den Kfz-Sperrgraben, denn Fahrzeuge, die bis zur Mauer durchkamen, hebelten sich durch ihr Eigengewicht auf dem Fuß aus, der als Maßnahme zur Verhinderung von Fluchten in Richtung des eigenen Hinterlands ausgerichtet war. Nur an wenigen Stellen des „Antifaschistischen Schutzwalls″ wichen die Grenztruppen von diesem Aufbauprinzip ab; z. B. an der Bernauer Straße. Dort zeigte der Fuß der Stützwandelemente in Richtung Westen.  

Fazit: Durch die Prefabrikation der Bauelemente und die Reduzierung der Mauer auf drei Elemente (Fundament, Stützwand, Röhre) verringerten sich die Bau- und Instandhaltungskosten bei minimaler Anfälligkeit gegen Witterungseinflüsse und Anschlägen aus dem Westen.

Nachteil: Aufgrund des dichten Betons entstand eine glatte Oberfläche, die sich hervorragend zum Beschreiben und Bemalen eignete.

 


Tipp 1: Verboten: Berliner Mauerkunst : eine Dokumentation / von Ralf Gründer. - Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau, 2007. - 352 S. : überw. Ill. ; 22 cm.
ISBN 978-3-412-16106-4

Tipp 2: Rathje, Wolfgang
"Mauer-Marketing" unter Erich Honecker : Schwierigkeiten der DDR bei der technischen Modernisierung, der volkswirtschaftlichen Kalkulation und der politischen Akzeptanz der Berliner "Staatsgrenze" von 1971-1990 / vorgelegt von Wolfgang Rathje. - 2001. - 996 S. - Kiel, Univ., Diss., 2001