Weitere Probleme mit der Vorderlandmauer der ,ersten' Generation

In der West-Berliner Bevölkerung regte sich vereinzelt Protest und Widerstand gegen die Mauer; von Axel Springer auch als „Bolschewistische Mordgrenze″ bezeichnet.

Es entstanden die ersten politischen Graffiti aus groben Lettern an der Mauer: „DDR=KZ″. (1) Diese künstlerische Form des Protestes ging einigen Aktivisten aber nicht weit genug. Insbesondere von den Sperrmaßnahmen persönlich betroffene Personen konnten schwerlich die nationalsozialistischen Methoden Ulbrichts „KZ″-Schergen ertragen. Zeitzeugen berichteten von Rot getünchten Nationalsozialisten, die friedlichen Menschen den Weg von Deutschland nach Deutschland versperrten, die alten Frauen ins Gesicht schlugen, wenn sie Durchlass zu ihren Angehörigen im Westen begehrten, die Nebel und Tränengaskerzen über die Sektorengrenze warfen, um grenzüberschreitende Blicke zu versperren. (2)

Dies führte dazu, dass Sichtblenden mit Molotowcocktails (3) in Brand gesetzt und Lichtsperren durch Kurzschlusswurfanker ausgeschaltet wurden.(2) Andere rissen die mit Stacheldraht verspannten Y-Abweiser von der Mauerkrone oder sprengten Löcher in den GULag-Wall.(2) Aus der DDR geflohene Bürger zogen den Stalinrasen (Stahlnagelmatten) in den Westen (4) oder demontierten Selbstschussanlagen (5), um die Weltöffentlichkeit über die Verbrechen der DDR aufzuklären und das stillschweigend vereinbarte Schweigen zwischen den deutsch-deutschen Regierungen und der Geschäftswelt zu durchbrechen.


Tipp: Rathje, Wolfgang
"Mauer-Marketing" unter Erich Honecker : Schwierigkeiten der DDR bei der technischen Modernisierung, der volkswirtschaftlichen Kalkulation und der politischen Akzeptanz der Berliner "Staatsgrenze" von 1971-1990 / vorgelegt von Wolfgang Rathje. - 2001. - 996 S. - Kiel, Univ., Diss., 2001

FN 1: Interview mit Carl-Wolfgang Holzapfel
FN 2: Interview mit Hans-Joachim Lazai
FN 3: Molotowcocktail
FN 4: Interview mit Hartmut Richter
FN 5: Todesautomatik