Die innere Grenzsicherung erfolgte durch das Ministerium für Staatssicherheit. Trotz zunehmender Perfektionierung des „Antifaschistischen Schutzwalls” blieb der SED ein Problem nicht erspart. Völlig unabhängig davon, wie technisch perfekt die Sperranlagen errichtet wurden, dienten sie doch einzig und allein dem Zweck, die eigene Bevölkerung eingesperrt zu halten. Dieses Ziel war aber nur durch den rücksichtslosen Einsatz von Schusswaffen, Minen und Selbstschussanlagen zu erreichen. Dies belegt in einzigartiger Deutlichkeit die Trickflucht vom 25.09.1980. Gut geplant gelang es mehreren Flüchtlingen, die innerstädtischen Sperranlagen zwischen Ostberlin-Mitte und dem Westberliner Stadtbezirk Kreuzberg in nur wenigen Sekunden zu durchlaufen. Elektronische Sensoren, Schalldetektoren, Signalzäune und -geber werden zu nutzlosem Neuschrott, wenn nicht der Soldat mordbereit seinem verbrecherischen Befehl nachkommt. Westlich der „bolschewistischen Mordgrenze” (1) agierten Pressefotografen, Kameraleute und gut ausgerüstete Foto- und Videoenthusiasten, die die Mauer täglich besuchten, um das deutsche Elend mit all seinen Schattierungen zu dokumentieren. Die Bilder vom langsamen Sterben des Peter Fechter diskreditierten die DDR weltweit als einen erbarmungslosen Mörderstaat. Um dem Westen keine weitere Gelegenheit zu solchen dramatischen Bildern zu geben, musste - einerseits - die Grenzsicherung an den Westgrenzen perfektioniert werden, andererseits sollten die so genannten Republikflüchtlinge frühzeitig erkannt und schon vor Erreichen des Grenzgebietes verhaftet werden. Dieses Grenzgebiet bestand aus einem 5 km tiefen Streifen und konnte nur durch Kontrollpunkte betreten werden. Die Bewohner waren vielfach dazu verpflichtet, als „freiwillige Grenzhelfer″ nach ortsfremden Personen Ausschau zu halten. Aber auch verdächtig handelnde Personen sollten aufgespürt und sofort den Vopos oder Grepos gemeldet werden.

Die Zielstellung der Hauptabteilung HA VI des MfS bestand darin, unzufriedene und/oder fluchtwillige Personen zu identifizieren und spätestens vor dem Erreichen des Grenzgebietes bzw. der Sperranlagen zu verhaften. Um dieses Ziel zu erreichen, musste die DDR mit einem Netz aus Schnüfflern und Denunzianten zugedeckt werden. Diese Schnüffelei begann im engsten Kreis, in der Familie, zwischen Familienangehörigen, in der Hausgemeinschaft und setzte sich vom Kindergarten über die Schule bis an den Arbeitsplatz und in die Sporthalle fort.

Das Ministerium beschäftige ...

Die HA I - NVA und Grenztruppen ...

Zitat: Abteilung 1: Sie war für die Ausreisebewegung innerhalb der DDR zuständig und hatte in erster Linie den „Zurückdrängungsprozeß” anzuleiten sowie "Maßnahmen zur Verhinderung von Provokationen" Ausreisewilliger zu koordinieren. Hinzu kam die eigenständige Bearbeitung Operativer Vorgänge (OV) und die Unterstützung der BKG und anderer Diensteinheiten bei wichtigen Vorgängen. Auch lag es in der Verantwortung dieser Abteilung, solche Ausreisefälle zu entscheiden oder entscheidungsreif vorzubereiten, die aus „politisch-operativen" Gründen und anderen besonderen Interessen der SED-Führung - abweichend von den gesetzlichen Regelungen - zu lösen waren. Ebenso hatte die Abteilung „Leitungsentscheidungen zu Rückkehrersuchenden" vorzubereiten und alle Schreiben von Ausreisewilligen an Repräsentanten der DDR (die ausdrücklich nicht als Eingaben im Sinne des Eingabengesetzes der DDR behandelt werden durften) zu prüfen und für die weitere operative Bearbeitung durch die jeweiligen Diensteinheiten des MfS aufzubereiten. Darüber hinaus oblag es dieser Abteilung, die Zusammenarbeit mit der Hauptverwaltung A (Aufklärung) sowie den Hauptabteilungen VI (Paßkontrolle, Tourismus, Interhotels) und VII ("Abwehrarbeit" MdI/DVP) des MfS zu organisieren. (Quelle: Anatomie der Staatssicherheit, Geschichte, Struktur und Methoden — MfS-Handbuch — Herausgegeben von Klaus-Dietmar Henke, Siegfried Suckut, Clemens Vollnhals, Walter Süß, Roger Engelmann)

Die HA VI - Grenzüberschreitender Verkehr und Tourismus ...

Zitat: Aufgabe dieser Abteilung war die "Vervollkommnung des Grenzsicherungssystems" sowie die "Qualifizierung der Vorbeugung und Verhinderung" von Fluchtversuchen.

Sie befaßte sich speziell mit den "spektakulären" Fällen (gewaltsame Grenzdurchbrüche, Flucht mittels Flugkörper und Wasserfahrzeugen), mit der Verhinderung des sogenannten Reisemißbrauchs und der "Rückgewinnung" bzw. "Rückführung" von Flüchtlingen.

(Quelle: Anatomie der Staatssicherheit, Geschichte, Struktur und Methoden— MfS-Handbuch —Herausgegeben von Klaus-Dietmar Henke, Siegfried Suckut, Clemens Vollnhals, Walter Süß, Roger Engelmann)

Die HA VII - Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei ...

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Quelle: Anatomie der Staatssicherheit, Geschichte, Struktur und Methoden — MfS-Handbuch — Herausgegeben von Klaus-Dietmar Henke, Siegfried Suckut, Clemens Vollnhals, Walter Süß, Roger Engelmann

(1) Axel Springer: