Paperback, Klappenbroschur, 384 Seiten, 13,5 x 21,5 cm, ISBN: 978-3-570-55164-6, € 16,99

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Innenseite Klappumschlag

»Je länger die Zeit der Treuhand zurückliegt, desto unversöhnlicher stehen sich zwei Lager gegenüber. Auf der einen Seite viele Ostdeutsche, die sich bestohlen fühlen. Auf der anderen Seite die westdeutschen Politiker und Treuhänder, die jede Kritik an der Treuhand als undankbar empfinden und glauben, dass die historische Leistung der Anstalt nicht genügend gewürdigt wird, weil vor allem vielen Ostdeutschen das wirtschaftliche Grundverständnis fehle. Je vehementer behauptet wird, dass das »Volkseigentum« der DDR vor allem von Westdeutschen veruntreut worden ist, desto deutlicher betonen die politisch Verantwortlichen, dass die Volkswirtschaft marode und unter dem Strich nichts wert war, dass, wie ein US-Banker sagte, »die DDR ein schlechter Kauf« gewesen ist. (...)

Betrachtet man den Vorgang wie ein Buchhalter, mag das in der Endabrechnung stimmen: Die Treuhand hat 245 Milliarden D-Mark Verlust gemacht. Psychologisch ist dieser Ansatz jedoch verheerend, denn man gibt damit den Ostdeutschen immer und immer wieder zu verstehen, ihre Lebensleistung und ihre Heimat seien nichts wert. (...)

Die Ostdeutschen haben ein Anrecht darauf, dass ihnen erklärt wird, warum die Treuhand mit dem Verkauf der gesamten Ostdeutschen Volkswirtschaft nur 34 Milliarden Euro erzielt hat.«

DIRK LAABS

Buchrückseite

Die Treuhand ist das zentrale Symbol für die Härten und Ungerechtigkeiten der Wiedervereinigung. »Größtes Schlachthaus Europas« rief man ihr 1994 nach ihrer eigenen Abwicklung hinterher. Niemals zuvor in der Geschichte hat es einen derart großen Konzern gegeben. Die Treuhand war für 15000 Betriebe und vier Millionen Angestellte zuständig. Im Osten herrschte 1989 Aufbruchseuphorie, im Westen Goldgräberstimmung. Wie das Rennen ausging, ist bekannt. Wie es dazu kam, schildert Dirk Laabs und bringt die wichtigsten Insider erstmals zum Reden.

Die Abwicklung der DDR ist eines der spannendsten und gleichzeitig wenig beleuchteten Kapitel der jüngsten deutschen Zeitgeschichte.

Zitat: Offiziell gibt es in der DDR das »Volkseigentum« - alle Geschäfte, Fabriken und fast alle landwirtschaftlichen Betriebe gehören dem Namen nach dem Volk: Es sind »Volkseigene Betriebe«, kurz VEBs. Doch es gibt keinen Anteilsschein, der den Besitz des einzelnen Bürgers belegen würde, kein Papier, mit dem er oder sie zu einer Bank gehen könnte, um etwa einen Kredit abzusichern. Der Begriff ist vor allem Propaganda, ein Kampfbegriff. Das Volkseigentum ist letztlich Eigentum des Staates DDR. Die SED und die Massenorganisationen haben einiges an Besitztümern, belegt durch Eigentumsurkunden, doch die Betriebe und Fabriken drohen in der Übergangsphase bis zur deutschen Einheit herrenloses Eigentum zu werden. Das ist das eine Problem. Ein weiteres würde mit der Wiedervereinigung auftreten. Die Bundesrepublik Deutschland kennt nämlich kein Volkseigentum. Was würde dann aus diesem Eigentum werden, wem würde es nach einer Wiedervereinigung gehören?

Kommentar: Mich erinnert dieser Textauszug an den Steckbrief „Vorsicht! Gefährlicher Kreditbetrüger“, in dem nach Erich Honecker unter anderem auch als Kreditbetrüger gefahndet wird. Es war nicht nur eine „Propagandaphrase“, dem Bauern und Arbeiter einzubleuen, sie würden für ihren Staat, für ihr Eigentum arbeiten, sondern eine bewusste hinters Licht Führung, um nicht schreiben, ein staatlich organisierter Betrug an den Werktätigen, die erst von Ulbricht, dann von Honecker und später von Krenz um ihr Lebenswerk betrogen wurden. Es war sicherlich nicht die Aufgabe der Bundesrepublik, für diese sozialistischen Betrügereien der SED-Bonzen gerade zu stehen!

 


Tipp 1: Huhn, Klaus
Raubzug Ost : wie die Treuhand die DDR plünderte / Klaus Huhn. - Berlin : Das Neue Berlin, 2009. - 191 S. : Ill. ; 210 mm x 125 mm.
ISBN 978-3-360-01808-3

Tipp 2: Achten, Dominik von
Die Treuhandanstalt und der Markt in den neuen Bundesländern : Erfolge und Probleme französischer und britischer Unternehmen bei der Erschließung des ostdeutschen Marktes / vorgelegt von Dominik von Achten. - 1997. - Getr. Zählung : graph. Darst. - Frankfurt (Main), Univ., Diss., 1997Achten, Dominik von