Wer heute auf den Spuren der Berliner Mauer wandelt oder radelt, trifft vielerorts auf die sogenannten Peitschenlampen, die heute wunderbar den Kolennenweg beleuchten und den Eindruck erwecken, dass es schon immer so war. Die Grenztruppen sollten schließlich bei Nacht ihren Kolonnenweg gut ausgeleuchtet sehen, damit sie sehen, wohin sie fahren und die Vorstellung, dass die noch existierenden Lampen allesamt umgesetzt worden, Denkmalschutz hin oder her, sprengt die natürliche Vorstellungskraft

Die Lichttrasse war aber ein statisches Sperrelement des "Antifaschistischen Schutzwalls" mit der Aufgabe, den ,westlich' neben dem Kolonnenweg verlaufenden Spurensicherungsstreifen auszuleuchten. Bei jedem Grenzalarm musstem sogenannte A- Gruppen (Alarmgruppen) ausrücken und zu der Stelle eilen, an dem der Alarm ausgelöst worden war. Sie fuhren also auf dem Kolonnenweg bis zum entsprechenden Grenzsegment und begannen dann, vom Kolonnenweg aus nach Spuren auf dem geharkten Streifen zu suchen. Auf 1000 Alarme kam aber nur eine Flucht. In all den anderen Fällen wurde Grenzalarm durch Wild oder Geäst ausgelöst. Fanden die Grenzsoldaten die Spuren eines Kaninchens oder eines anderen Tieres, konnten Sie beruhigt Fehlalarm melden. Fanden sie hingegen Fußspuren, mussten sie versuchen, den oder die "Faschisten" zu stellen bzw. zu töten, die durch Überwindung des "Antifaschistischen Schutzwalls" das Arbeiter und Bauerparadies verlassen wollten.    

 

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Foto 260: Nach Berlin (West) zeigende Peitschlampen, die den geharkten Kontrollstreifen beleuchten.

Hier bestand der Schutzwall aus (von li. nach re.): freies breites Feld, Spurensicherungsstreifen, Lichtsperre, Kolonnenweg, freies Feld, Grenzsignalzaun, Grenzstreckmetalzaun. Weiter hinten steht ein ca. 11 Meter hoher Beobachtungsturm (mit quadratischer Grundfläche).

 

Die Berliner Mauer in der Fotografie der Grenztruppen der DDR

Foto 261: Doppelte Peitschlampen, die den geharkten Kontrollstreifen als auch den Kolonnenweg beleuchten. 

Der Schutzwall (von li. nach re.) war aufgebaut aus: Vorderlandmauer, freies breites Feld, Kfz.-Sperrgraben, sehr breiter Spurensicherungsstreifen, Lichtsperre, Kolonnenweg, freies Feld, Grenzsignalzaun, Grenzstreckmetalzaun.

Bei den doppelten Peitschenlampen handelt es sich ev. um einen Versuchsaufbau, um die Effektivität dieser Lichtperre zu ermitteln. Andererseits wurde im Bereich von Übergängen die Ausleuchtung massiv verstärkt

Beim Kfz.-Sperrgraben fällt auf, dass er in Richtung Berlin (West) durchbrechende Fahrzeuge stoppt. Der von der SED ewig zitierte Angriff aus dem Westen erfolgte zur Zeit der Existenz der DDR immer aus dem eigenen Hinterland heraus.

Die Berliner Mauer in der Fotografie der Grenztruppen der DDR

Foto 262: Doppelte Peitschlampen, die die geharkten Kontrollstreifen beiderseits des Kolonnenwegs beleuchten. 

 

Die Berliner Mauer in der Fotografie der Grenztruppen der DDR

Foto 267: Nach Berlin (West) zeigende Peitschlampen, die den geharkten Kontrollstreifen beleuchten. 

 

Die Berliner Mauer in der Fotografie der Grenztruppen der DDR

Foto 282: Nach Berlin (West) zeigende Peitschenlampen, die den geharkten Kontrollstreifen K8 beleuchten. 

 

Maisel & Lotte verewigten ihre Leibe auf einem Mast einer Beleuchtungseinheit der ehemaligen Lichtsperre im Todesstreifen des Antifaschistischen Schutzwalls der DDR

Farbsignatur oder -codierung am Lichtmast. Foto: © Ralf Gründer, Berlin (08.08.2014)

An den Masten der Peitschenlampen konnte häufig eine Farbcodierung erkannt werden. Diese Markierung aus waagerechten roten und grünen Farbstreifen war die vordere Postenbegrenzung. D. h., ein NVA-Grenzsoldat durfte sich beim Grenzdienst nur im Bereich zwischen dem Signalzaun und dem Kolonnenweg aufhalten. Ein Überschreiten dieser (von den Peitschenlampen aufgespannten) Linie (vordere Postenbegrenzung) wäre von anderen Grenzsoldaten als Fahnenflucht (Desertion) erkannt worden. Auf Deserteure musste sofort, d.h. ohne Warnruf und -schuss, scharf geschossen werden.

 

Die Berliner Mauer in der Fotografie der Grenztruppen der DDR

Foto 283: Lichttrasse zur Ausleuchtung des Kontrollstreifens, Kolonnenweg, Schussfeld, Signalzaun, hintere Grenzmauer (in Plattenbauweise.

 

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Foto 29: Ausnahme! Im Bereich der Brehmestraße (Pankow, Ostberlin) standen die Peitschenlampen ,östlich' des Kolonnenweges und leuchteten demzufolge den Kolonnenweg als auch den Kontrollstreifen aus. Aufgrund der geringen Tiefe des "Antifaschistischen Schutzwalls" lies sich vermutlich kein anderer Aufbau der Sperrelemente realisieren.

Es kann also gesagt werden, dass die Peitschenlampen "grundsätzlich" ,östlich' des Kolonnenwegs standen und den Spurensicherungsstreifen ausleuchteten. Es gibt aber keine Regel ohne Ausnahme. Im Bereich der Behmestraße sah die Positionierung aufgrund der geringen Tiefe des Todesstreifens anders aus. Auch zwischen dem Brandenburger Tor und dem Reichstag kam eine andere Anordnung zur Anwendung.


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