Probleme mit der Vorderlandmauer der ,ersten' Generation

Trotz des Übersteigschutzes gelang es immer wieder DDR-Flüchtlingen, die Mauer mit und ohne Fremdhilfe zu überwinden. Ungenügend war aber auch die sogenannte Sperrwirkung gegenüber schweren Fahrzeugen. In einigen spektakulären Fällen war es DDRlern gelungen, mit notdürftig gepanzerten Fahrzeugen a la Eigenbau, mit schweren LKWs oder sogar gepanzerten militärischen Fahrzeugen die Mauer erfolgreich zu durchbrechen.

Beispiele gelungener Fluchten

Am 14.11.1961 gelang fünf Ostberlinern die Flucht mit einem gepanzerten LKW. Die Flüchtlinge steuerten ihren Opel P4 durch die Slalomsperren am Übergang Chausseestraße und gelangten trotz des Kugelregens der „KZ″-Wächter unverletzt in den Westberliner Bezirk Wedding. Die Westberliner Polizei schätzte, dass die Grepos ca. 100 Schuss auf die unbewaffneten Männer und Frauen abgefeuert hatten.

Ebenfalls gelang am 18.04.1962, nachts um 5 Minuten nach Eins, drei männlichen Personen mit einem mit Kies beladenen LKW die Flucht durch den Übergang Heinrich-Heine-Straße / Prinzenallee nach Berlin (West), indem sie die Sperren mit voller Wucht durchbrachen. Die „KZ“-Wächter feuerten mit Maschinengewehren auf die Flüchtenden, ohne jedoch den „Durchbruch″ verhindern zu können. Der 24-jähriger Fahrer wurde jedoch erschossen, der Beifahrer durch einen Schultersteckschuss verletzt, der dritte Flüchtling erlitt lediglich leichte Prellungen.

Im Bereich Boyenstraße gelang es am 09.04.1962 zwei männlichen Flüchtlingen im Alter von 22 und 27. Jahren, mit einem Ost-LKW die Vorderlandmauer so schwer zu beschädigen, dass sie durch das aufgerissene Loch nach Berlin (West) fliehen konnten. Obwohl sich die Männer schon über 100 Meter tief im Wedding befanden, gaben die KZ-Wächter noch drei Schüsse auf sie ab, ohne allerdings zu treffen.

Aufgrund perfektionierter Sperranlagen, insbesondere an Übergängen zwischen Ost- und Berlin (West) scheitete eine Flucht mit einem Bus am 12.05.1963 am Übergang Invalidenstraße und am 28.07.1983 am Übergang Heinrich-Heine-Straße / Prinzenstraße mit einem schweren LKW vom Typ KRAS.

Maßnahmen seitens der SED, sogenannte Republikfluchten zu verhindern

Da jede Flucht von der sogenannten Grenzpolizei bzw. Grenztruppen und dem sogenannten Ministerium für Staatssicherheit der DDR analysiert wurde, bestimmten sie als Resultat durchbruchsgefährdete Bereiche, die daraufhin pioniertechnisch verstärkt gesichert wurden. Dies führte zu den Modifikationen der Sperrmauer der ,ersten' Generation.


Tipp: Rathje, Wolfgang
"Mauer-Marketing" unter Erich Honecker : Schwierigkeiten der DDR bei der technischen Modernisierung, der volkswirtschaftlichen Kalkulation und der politischen Akzeptanz der Berliner "Staatsgrenze" von 1971-1990 / vorgelegt von Wolfgang Rathje. - 2001. - 996 S. - Kiel, Univ., Diss., 2001

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